Können Hunde Farben sehen? Schmecken sie, was sie essen? Und haben sie vielleicht sogar einen sechsten Sinn? Dieser Beitrag dreht sich um die Sinne der Hunde: Keiner ist ein totaler Flop, aber es sind auch nicht alle top.
250 Millionen Riechzellen können sogar Leben retten
Die Sinne der Hunde werden ganz sicher vom Hauptorientierungssinn, dem Geruchssinn, angeführt. Etwa 250 Millionen Riechzellen nehmen ebenso gebündelte Gerüche wahr wie kleinste Details einer Geruchsnote. Die Feststellung, dass Hunde Angst riechen können, ist wahr: Der Körpergeruch des Menschen verändert sich bei Emotionen und so kommt es, dass die Hunde-Supernase beispielsweise Angst oder Stress sofort registriert. Die Nasen unserer Vierbeiner riechen außerdem kleinste Hautschuppen und werden deshalb gerne bei der Suche nach vermissten Personen eingesetzt. Klar: Als Spürhunde erschnuppern sie unter anderem Drogen und Sprengstoff. Und man liest von Hunden, die eine Krebserkrankung anzeigen oder Menschen das Leben gerettet haben, weil sie zum Beispiel bei Diabetes rechtzeitig gewarnt haben.
Übrigens: Wenn Hunde ganz genau riechen wollen, schalten sie das Jacobsonsche Organ hinter den Schneidezähnen ein. Dann wird mit entrücktem Blick und erhobenere Schnauze gewittert bzw. geflehmt.
Den Ohren eines Hundes entgeht so schnell nichts
Ein weiterer Super-Sinn ist das Gehör: Hunde hören etwa neun mal so gut wie Menschen und sie haben einen Vorteil: Sie können ihre Ohren bewegen und das auch noch einzeln. Ob Schlapp-, Kipp- oder Stehohr – das funktioniert immer. Lust auf einen Selbstversuch? Dann versuchen Sie mal die Ohren zu spitzen oder auf eine bestimmte Richtung auszurichten, um eine Geräuschquelle zu orten. Geht nicht? Das dachte ich mir. Den nächsten Versuch können Sie sich auch sparen, denn das Hören im Ultraschallbereich schaffen nur die Hunde. Menschen haben eben nicht die tollen Sinne der Hunde.
Der Tastsinn ist ein Frühwarnsystem
Sehen lassen kann sich auch der Tastsinn: Der ist so gut, dass Hunde beispielsweise Erdbeben eher wahrnehmen als Menschen. Eigentlich ist der gesamte Hund ein Tastkörper. Das fängt bei den Tasthaaren (Sinushaare) an. Die findet man an der Schnauze, am Unterkiefer und über den Augen. Ein kleiner Luftzug und schon können die Tasthaare Aussagen über das Wetter und andere Umweltbedingungen machen.
Auf Berührungen reagieren die Haare, die als Sensoren auf dem ganzen Hundekörper verteilt sind, aber vor allem an den Pfoten sowie am Kopf und Hals ausgeprägt vorkommen. Werden sie berührt, schicken sie diesen Reiz weiter an die Rezeptoren und die wiederum melden es dem Haarbalg, in dem die Talg- bzw. Duftdrüse sitzt. Es gibt auch Rezeptoren unter der Haut, die auf Druck reagieren. Der Tastsinn der Hunde ist auch ein Thermometer, das die Temperatur erfühlt. Hinzu kommt die Wahrnehmung von Vibrationen und Erschütterungen.
Der Sehsinn lässt ein wenig zu wünschen übrig
Das waren schon mal die tollen Sinne der Hunde – um nicht zu sagen: Es waren die besten Sinne der Hunde. Ab jetzt geht es ein wenig bergab mit den Leistungen. Beispiel Sehsinn: Die Augen der Hunde sind nicht die besten – im Gegensatz zur Katze. Zwar kommen Hundeaugen ebenfalls bei wenig Licht gut zurecht, aber sie sind leider kurzsichtig. Deshalb sehen sie Bewegungen am besten. Außerdem haben sie Probleme Entfernungen korrekt einzuschätzen.
Und dann auch noch das: Es klappt nicht so richtig mit der Wahrnehmung von Farben. Die Farbbereiche Gelb und Blau werden erkannt, aber bei den Bereichen Rot und Grün ist Schluss. Augen haben Zapfen, die für das Sehen von Farbe zuständig sind. Das Hundeauge hat nur zwei solche Zapfen, während der Mensch mit drei Zapfen mehr Farben sieht. Dafür aber hat der Hund eine bessere Rundumsicht. Seine Augen sind etwas seitlicher positioniert als die Augen der Menschen. Das ermöglicht der Fellnase einen 240 Grad-Blick.
Geschmacks- und Geruchssinn leisten Team-Arbeit
Auch nicht gerade top ist der Geschmackssinn. Um es genauer zu sagen: Alleine würde der Geschmackssinn fast nichts auf die Reihe bringen. Deshalb leistet er Teamarbeit mit dem hervorragenden Geruchssinn. So identifizieren sie Dinge im Futter, die sie nicht mögen: Und schon fliegt das Möhrchen oder die Tablette aus dem Napf. Mit bis zu 2000 Geschmacksknospen (zum Vergleich: der Mensch hat etwa 12.000) können Hunde immerhin salzig und süß auseinander halten.
Sechster Sinn: Ja oder Nein?
Bleibt die Frage, ob Hunde einen sechsten Sinn haben. Immerhin wissen sie, wann Herrchen heim kommt und wann Futterzeit ist. Das liegt an einer inneren Uhr, die nur aus dem Takt kommt, wenn der Mensch auf Sommer- oder Winterzeit umstellt. Dann stehen die Hunde zwar immer noch pünktlich parat – allerdings nicht nach dem neu eingestellten Stundentakt.
Hunde sind zudem sensibel für übersinnliche Wahrnehmungen: Wenn ein Hund einen bestimmten Punkt in der Wohnung anstarrt und verbellt, sagen Sie wahrscheinlich: „Da ist doch nichts.“ Tja, für Sie war da nichts, aber der Hund hat etwas wahrgenommen. Ein Rätsel bleibt wohl auch, wie Hunde „Gedanken lesen“ können. Sie haben nur an das Leckerli gedacht und schon geht ein Ruck durch den Hund und er sieht Sie erwartungsvoll an.
Hunde nehmen zudem das Magnetfeld der Erde wahr. Deshalb kann eine Magnetfeldtherapie bei diversen Krankheitssymptomen eine Wohltat sein. Was ich jedoch bezweifle ist eine wissenschaftliche Untersuchung: Angeblich sollen Hunde nur in Nord-Süd-Richtung koten, weil sie sich am Magnetfeld der Erde orientieren. Mein Hund Kimba pfeift auf Windrichtungen – ganz nach dem Motto: Wenn ich muss, dann muss ich und dann ist mir egal, in welche Richtung ich kote bzw. schaue. Text/Foto: Marion Friedl