Das brauchen glückliche Hunde
Copyright: Marion Friedl

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Jeder Hundebesitzer fragt sich einmal: Ist mein Hund glücklich? Was brauchen glückliche Hunde und was kann ich dazu beitragen? Eigentlich ist es gar nicht so schwer, einen Hund glücklich zu machen, aber: Glück bedeutet für Hunde und Menschen etwas anderes. Ich habe mal die Hunde-Glücksfaktoren aufgelistet.

Das macht Hunde glücklich

  • Bewegung: Für den Hund ist Bewegung das Schönste. Wer daran spart, killt einen wichtigen Glücksfaktor, der den Hund auch fit hält. Gehen Sie lange spazieren, lassen Sie den Hund hinter dem Ball herflitzen, über einen Stamm balancieren, mit Hunden spielen: Das ist Gassi gehen mit Sport und Spaß.
  • Beschäftigung: Ein Tag ist lang und damit der nicht langweilig wird, gibt es Spiele. Wenn der Hund allein ist, kann es auch ein Solitärspiel (z.B. Futterball) sein, mit dem der Hund allein spielt. Auch ein Kauknochen ist Beschäftigung.
  • Aufgaben: Ohne Aufgaben ist kein Hund glücklich. Deshalb ist Hundeschule nicht nur lästige Pflicht, sondern ein Glücksfall für den Hund. Dort lernt er Neues, muss Aufgaben meistern, sein Köpfchen nutzen und er ist beschäftigt.
  • Abwechslung: Wie langweilig, wenn jeder Tag gleich ist. Deshalb: Ändern Sie Spiele ab, bringen Sie neues Spielzeug mit, studieren Sie ein Kunststück ein, lassen Sie Ihren Hund mitmachen: Mancher Hund entdeckt sogar Frauchens Yoga oder apportiert Wäsche.
  • Spiele: Spielen ist Spaß und Lernen. Der Ball wird geworfen, der Hund soll ihn bringen. Das ist Apportieren inklusive Glücksfaktoren Spiel und Bewegung. Es gibt auch Intelligenzspiele für den Kopf und Futtersuchspiele für die Sinne.
  • Rangordnung: Hunde fühlen sich im Rudel wohl und Sie sind sein Rudel. Aber: Die Hierarchie muss stimmen. Sie sind der Boss und der Hund steht in der Rangordnung unter Ihnen. Das ist nicht gemein, sondern macht Hunde ungemein glücklich. Die wenigsten Hunde sind gerne Anführer, aber führt der Mensch nicht, tut es der Hund nach dem Motto: Besser ich als keiner. Solche Hunde sind überfordert und oft aggressiver als sie eigentlich sind.
  • Artgerechte Ernährung: Würde ein Wolf oder Wildhund Getreide fressen? Findet er Reis und Nudeln? Melkt er Kühe? Sicher nicht. Getreide und Milch sind oft unverträglich. Der Hund stammt vom Fleischfresser Wolf ab, der zusätzlich mal Gras, Kräuter oder einen Fisch frisst. Deshalb gehört Fleisch in den Napf. Artgerechte Ernährung heißt: Was im natürlichen Futterrepertoire nicht vorkommt, sollte nicht im Hund landen.
  • Keine Vermenschlichung: Hunde ticken anders. Vermenschlichung stresst ihn und macht unglücklich. Hunde pflegen Kontakte, aber ständiges knuddeln, streicheln und kraulen ist undenkbar. Hunde texten sich nicht zu. Hunde sind klar in der Ansage: Haben sie genug, drohen sie und der andere Hund trollt sich. Menschen aber knuddeln weiter. Menschen kommunizieren verbal. Der Hund hat sich daran gewöhnt, aber er erwartet auch hier Klarheit: Freundlich = Lob, fester Ton = Kommando, streng = Rüge. Übrigens: Schreien ist unnötig, Hunde hören prima. Angst wird im Hunderudel ignoriert. Der Mensch aber streichelt ihn. Das verstärkt die Angst, denn der Hund versteht es als Lob.
  • Zeit: Ein Hundejahr sind etwa sieben Menschenjahre und die Lebenszeit ist oft viel zu schnell rum. Schenken Sie ihm Ihre Zeit, unternehmen Sie viel mit ihm und lassen Sie ihn nicht zu lang allein.
  • Disziplin: Hunde lieben Disziplin und Regeln und was man liebt, macht glücklich. Erziehung und Konsequenz sind deshalb wichtig. Wenn Sie etwas verbieten oder verlangen, gilt das immer und die ganze Familie hält sich daran.
  • Hündisches Denken: Hunde denken nicht, sie verknüpfen: Lob = richtg, Tadel = falsch. Und: Der Hund lebt in der Gegenwart. Nur traumatische Ereignisse, erlerntes Verhalten in der Welpen-Prägephase und vertraute Gerüche werden erinnert. Auch die Zukunft ist Hunden egal. Er kann nicht abschätzen, welche Folgen ein Handeln hat. Er kennt keine Existenzängste und kann nicht planen. Er lebt im Hier und Jetzt, also meistert er Situationen hier und jetzt. Machen Sie das Beste aus der Gegenwart – mehr erwartet Ihr Hund nicht.
  • Stärke: Hundehaltung kostet auch Stärke. Ihre positive Stärke überträgt sich auf den Hund und hilft gegen Verunsicherung, Ängste und Aggressionen. Es kann ihm sogar seine letzte Reise erleichtern.
  • Sozialkontakt: Hunde sind keine Einzelgänger. Er braucht Sozialkontakt zum Menschen, um die Bindung zu stärken. Hunde brauchen aber auch Kontakt zu Hunden. Von denen kann er lernen, man kann sich messen und Spaß haben.
  • Reize für die Sinne: Wie glücklich ein Hund ist, der Botschaften im Kot riecht, können wir nur erahnen. Erde, Steine, Sand sind Highlights für den Tastsinn. Hunde beobachten mit den Augen, die mehr wollen als den Blick aus dem gleichen Fenster. Auch die Ohren mögen Abwechslung. Der Geschmackssinn ist nicht gut, aber: Mal Fisch statt Fleisch? Ja, wenn es glücklich macht…
  • Verlässlichkeit: Die innere Uhr tickt, wenn Futterzeit ist oder Herrchen heim kommt. Der Hund muss sich auf Zeiten und den Menschen verlassen können, denn sonst reagiert er mit Verlassensangst, Futterneid und Vertrauensverlust.
  • Gesundheit/Pflege: Das würden Hunde nicht auf den Wunschzettel schreiben, aber es trägt zum Glück bei. Gesundheitsvorsorge, Behandlung bei Krankheit, Fell-, Krallen-, Zahnpflege sind Standard für ein glückliches Hundeleben.
  • Schlanke Linie: Auch das ist Hunden nicht wichtig. Der Mensch muss darauf achten, dass der Hund dank Bewegung und passenden Futtermengen kein ungesundes Übergewicht ansetzt.
  • Neue Erfahrungen: Lassen Sie den Hund Erfahrungen machen, trauen Sie ihm etwas zu. Gönnen Sie ihm einen neuen Hundekumpel, ein neues Training, ein neues Spiel, Urlaub mit neuer Umgebung und, und, und…
  • Soziale Bindung: Soziale Bindungen sind Hunden wichtig und werden immer wieder gestärkt. Vertrauensspiele (z.B. Tunnellauf) können dies ebenso positiv verstärken wie der Körperkontakt beim trauten Nebeneinander auf der Couch.
  • Ersatz für Instinkte: Manche Instinkte muss man unterdrücken. Der Jagdtrieb bringt Ärger ein, aber er ist ein Verhaltenserbe, das nicht abgewöhnt werden kann. Ausweg: Das unerwünschte Verhalten mit einem Ersatz umlenken. Ein Futter-Dummy kann interessanter sein als ein Hase.
  • Positive Bestätigung: Lob, Streicheln, Leckerli, Spiel – das ist positive Bestätigung und der Hund möchte diese Bestätigung inklusive Glücksgefühl möglichst oft erleben. Deshalb ist Belohnung bei der Erziehung zielführender als Strafe. Hinzu kommt, dass Strafe nicht glücklich macht und meist zum falschen Zeitpunkt erfolgt. Nun sagen Sie vielleicht: Der Hund hat ein schlechtes Gewissen, wenn ich schimpfe. Falsch! Er spürt nur, dass Sie übel drauf sind und da schleicht man sich lieber weg.
  • Natürlichkeit: Erhalten Sie Ihrem Hund so viel Natürlichkeit wie möglich. Er stirbt nicht, wenn er nass oder dreckig wird. Buddeln, schnuppern, wälzen, bellen – auch das ist Natürlichkeit. Hundemantel, Shampoo, Haarschleife etc. haben nichts damit zu tun und sind nur in Ausnahmefällen sinnvoll.
  • Stressreduzierung: Stress ist Gift fürs Hundeglück und muss reduziert werden. Hitze im Auto, Feuerwerk, Umzug, Streit, unsicherer Mensch: Es gibt viele Stressfaktoren. Auch Kinder können stressen: Wenn sie dem Hund Sand über den Kopf kippen, ist das erniedrigend. Es nervt, wenn sie schreien. Wenn sie den Knochen klauen, ist das kein Spiel und kann böse enden. Zwicken, schubsen, treten – das macht nicht glücklich. Am Ende ist der Hund der Schuldige, wenn er beißt. Aber es ist Aufsichts-, Erziehungs- und Respektsache – auch von Kind und Eltern.
  • Abenteuer: Schwimmen, wandern, rennen, Frauchen suchen, eine Schifffahrt, eine neue Umgebung erkunden: Das sind tolle Abenteuer für glückliche Hunde und jeder Hund sollte täglich ein kleines Abenteuer erleben, finde ich.
  • Rücksicht: Zum Hundeglück gehört Rücksicht. Will er Ruhe haben, darf er sich zurückziehen. Nimmt er Kontakt auf, wird er beachtet. Bei Erziehung, Sport und Spiel müssen Sie Anatomie, Gesundheit, Alter, Rasse, Abneigungen und Ängste berücksichtigen. Nicht jede Angst lässt sich abtrainieren. Jeder Mensch fürchtet sich vor etwas – bei Hunden ist das auch so. Mit der einen oder anderen Angst kann man leben und muss nicht dauernd daran herumdoktern. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

1 comment Categories: Hunde Schlagwörter:

One thought on “Das brauchen glückliche Hunde

  1. Hallo Frau Friendl,

    sehr schön beschrieben und aufgelistet! Vielen dank für die Informationen.
    Weiterhin viel Erfolg und ein gutes neues 2016!

    Grüße aus Stuttgart,
    Eddie

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