Bis zu einer Million Arten vom Aussterben bedroht

Copyright: NABU Jonathan Pledger

Der Weltbiodiversitätsrat hat heute den Bericht zur globalen Vielfalt der Arten vorgestellt und die Fakten sind mehr als nur alarmierend: In den nächsten Jahrzehnten könnten bis zu einer Million Tier- und Pflanzenarten aussterben. Der Bund Naturschutz (BUND) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordern von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine schnelle Kehrtwende hin zur Nachhaltigkeit.

Die Menschheit ist bedroht

„Die Zerstörung der biologischen Vielfalt bedroht die Menschheit mindestens so sehr wie die Klimakrise“, erklärt BUND-Vorsitzender Hubert Weiger. „Wir Menschen sind abhängig von funktionierenden Ökosystemen – sie sind für uns die Grundlage unseres Lebens.“ Laut Weiger müsse die Bundesregierung schnelle und wirksame Maßnahmen umsetzen, um den ökologischen Kollaps zu verhindern. „Es bedarf dringend eines Umdenkens, weg von dem Wirtschaftsmantra des ständigen Wachstums, hin zu echter Nachhaltigkeit“, so Weiger.

Mehr Arten vom Aussterben bedroht als jemals zuvor

Der Bericht des Weltbiodiversitätsrates zeige laut Weiger, dass derzeit „mehr Arten vom Aussterben bedroht sind, als je zuvor in der gesamten Geschichte der Menschheit.“ Auch bei uns mache sich dies z.B. mit dem Insektensterben bemerkbar. Laut des Berichtes sei eine zentrale Ursache des Problems, dass der weltweite Handel und Konsum den Druck auf die Natur in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht habe. Der enorme Flächenverbrauch zerstöre Lebensräume und lasse Arten aussterben. Der starke Konsum von Energie, Fleisch, Palmöl, Papier, Metallen und seltenen Erden vernichte Tropenwälder. In Deutschland müsse die Bundesregierung „den politischen Rahmen für nachhaltiges Wirtschaften und nachhaltigen Konsum setzen und beispielsweise umweltschädliche Subventionen in der Agrarpolitik, in der Fischerei und im Verkehr stoppen“, fordert BUND-Präsident Hubert Weiger.

BUND fordert ein globales Regelwerk

Weil Deutschland zur nächsten UN-Biodiversitäts-Konferenz im Jahr 2020 die EU-Ratspräsidentschaft inne hat, fordert der BUND die Bundesregierung auf, „sich innerhalb der EU und weltweit mit Nachdruck für ein ambitioniertes globales Regelwerk für den Erhalt der biologischen Vielfalt“ einzusetzen. Dies müsse über die bisherigen Ziele zum Schutz der Biodiversität hinausgehen. Deutschland könne mit gutem Beispiel vorangehen, wenn es die finanzielle Unterstützung zum weltweiten Schutz und zur Wiederherstellung von Ökosystemen ab 2020 verdreifache. Reiche Länder müssten ärmeren Ländern beim Schutz von Arten und Lebensräumen finanziell beistehen, zumal die wohlhabenden Ländern durch Produktion und Konsum zum Artensterben entscheidend beitragen würden.

NABU: Planetarer Notstand der Artenvielfalt

Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordert ein starkes Eingreifen der Bundesregierung und kritisiert die bisherigen kleinen Schritte und die Passivität der Politik. „Es ist einfach skandalös auf welch taube Ohren die Wissenschaft bei der Bundesregierung mit ihren Warnungen vor dem Kollaps der Natur stößt“, sagt.  NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Mit dem globalen Bericht liefern die Forscher „erdrückende Belege dafür, dass die Zerstörung der Ökosysteme unsere Wirtschaft und unser Wohlergehen mindestens genauso bedroht wie die menschengemachte Überhitzung des Klimas.“ Der NABU spricht von einem „plantaren Notstand der Artenvielfalt“.

Dringende Forderungen an die europäische Politik

Der NABU hat dringende Forderungen an die europäische Politik: Den grundlegenden Umbau der europäischen Agrarpolitik, einen EU-Naturschutzfonds in Höhe von 15 Milliarden Euro jährlich und die konsequente Durchsetzung der bestehenden EU-Umweltbestimmungen im Bereich Natur-, Gewässer- und Meeresschutz.

Deutschland soll Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit fördern

In Deutschland müssten sich finanzielle Förderungen ausnahmslos am Prinzip der Umweltverträglichkeit orientieren und zudem Anreize für eine nachhaltige Transformation bieten. NABU-Präsident Olaf Tschimpke weist auf eine Untersuchung des Bundesamtes für Naturschutz hin, wonach jedes Jahr in Deutschland 22 Milliarden Euro Steuergelder naturschädlich ausgegeben würden. Rechne man klimaschädliche Subventionen im Energiebereich dazu, seien es sogar 55 Milliarden Euro jährlich. Gleichzeitig beklage die Bundesumweltministerin das Fehlen von fast einer Milliarde Euro für die Naturschutzfinanzierung.

Meine Tipps für das Engagement jedes Einzelnen

Ob Nashorn in Afrika oder Insekten vor der Haustür – auch kleine Beiträge jedes Einzelnen können die Welt vielleicht ein wenig besser machen und der Artenvielfalt helfen: Bewusst einkaufen, weniger Fleisch essen, das Auto auch mal stehen lassen, naturnah gärtnern, sparsamer konsumieren, Plastikmüll vermeiden, Tier- und Naturschutzprojekte unterstützen und die Stimme erheben – das sind meine Tipps für jeden Einzelnen, der sich für Umwelt, Klima und Artenvielfalt einsetzen möchte. Text: Marion Friedl / Foto: NABU Jonathan Pledger           

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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