Würden Sie sich gerne einen kleinen Australier halten? Die Rede ist von Bartagamen, denn die erobern schon lange die Herzen und Wohnungen der Deutschen. Aber so eine australische Echse zu halten, erfordert Wissen, denn sonst geht es den armen Tieren gar nicht gut. Das kann gesundheitlich der Fall sein, aber auch bitter enden, wie etwa mit der Meldung der Auffangstation für Reptilien München e.V.: „Bartagamen im Gartencenter ausgesetzt“.
Ich rate dringend dazu, sich vor dem Kauf eines Exoten schlau zu lesen, Experten zu fragen und auch die Frage zu klären: Wer nimmt meine Bartagame, wenn ich in Urlaub fahren, eine Dienstreise antreten oder ins Krankenhaus muss? Eine Tierpension für Hund, Katze und Nager lässt sich leichter finden als eine Echsenpension. Tierschutzvereine, Tierärzte und Tierkliniken können da hilfreiche Tipps geben. Aussetzen ist tödlich, denn in freier Wildbahn wird das Tier wegen des Klimas, einiger Fressfeinde und fehlender Nahrungsressourcen nicht überleben.
Die Haltungsbedingungen müssen stimmen
Auch in den Terrarien spielen sich manchmal traurige Szenen ab und nicht selten sterben Bartagamen, die etwa 15 Jahre alt werden können, zu früh. Häufiger Grund: Die artgerechte Haltung stimmt nicht. Glaswände sind beim Terrarium das A und O, denn an Gitter, Draht oder scharfen Kanten können sich die Bartagamen das Maul blutig wetzen und beißen. Auch die Größe muss stimmen. Bartagamen werden laut Wikipedia je nach Art 30 bis 50 Zentimeter lang – inklusive Schwanz und der will auch bequem untergebracht werden. Agamen liegen zudem nicht faul herum. Deshalb brauchen sie Platz: Ein Terrarium sollte mindestens eineinhalb Meter lang, einen Meter breit und 80 Zentimeter hoch sein. Großzügige Glasterrarien müssen oft für teures Geld angefertigt werden; problemlos im Handel erhältlich sind kleinere Terrarien. Bedenken Sie aber auch: Bei einer Gruppenhaltung steigt der Platzbedarf. Bartagamen sind eigentlich Einzelgänger, aber kommen auch als reine Damengruppe oder als Mix mit mehreren Damen und einem Mann zurecht. Achtung: Mehrere Männchen tragen Machtkämpfe aus und eignen sich nicht für eine WG. Auch bei einem Mann-Frau-Pärchen hält die Harmonie nicht auf Dauer.
Bartagamen brauchen Abwechslung im Terrarium
Doch zurück zum Terrarium: Meine Devise lautet je größer umso besser, weil Bartagamen gerne hübsch wohnen. Auf Ästen und Wurzeln wird geklettert und geruht. Sie turnen auch über Steine, verstecken sich in Höhlen und schätzen ebene Liegeflächen: Mit etwas Geschick lassen sich aus den genannten Naturmaterialien Kletterangebote inklusive Höhle bauen. Achten Sie aber auf die Statik, denn der armen Bartagame soll ja nicht das Dach auf den Kopf fallen. Apropos Verstecke: Bartagamen ziehen sich auch mal in einen Blätterwald zurück. Kunstpflanzen sind garantiert nicht giftig und halten länger. Sie liebäugeln mit einem pflegeleichten, glatten Boden im Terrarium? Wie langweilig und wie falsch! Wer eine glückliche Bartagame haben will, spendiert ihr einen sandigen Boden für ihr Hobby: Buddeln.
Licht, Wärme und Wasser sind lebenswichtig
Jetzt hat die Bartagame schon eine adrette Wohnung, aber sehr wichtige Dinge fehlen noch: Licht und Wärme. Benötigt werden nicht nur Lampen, die das Terrarium 13 bis 14 Stunden lang hell und lichtdurchflutet machen, sondern zusätzlich auch UV-Licht. UV-Licht ist für Bartagamen lebenswichtig, denn nur damit können sie Vitamin D3 produzieren. Bartagamen wollen auch nicht frieren: Am Tag 35 Grad Celsius und nachts lauschige 20 Grad – Sie würden das als Hitzewelle bezeichnen, aber Bartagamen stehen drauf und brauchen eine entsprechende Wärmequelle. Problem: Die Haut kann bei solchen Temperaturen trocken werden. Am Tag etwa 40 % und nachts etwa 60 % Luftfeuchtigkeit kann das verhindern. Tipp: Kunstpflanzen und Glaswände mit Wasser besprühen.
Im Trinkwasser baden und gesund schlemmen
Apropos feucht: Ohne Trinkwasser geht nichts und das wollen Bartagamen gerne in einer flachen Schale kredenzt bekommen. Da kommt man leicht ans Getränk ran und die Trinkschale wird von Bartagamen auch als Badewanne zweckentfremdet. Sie ahnen es: Da könnte Dreck und Kot ins Wasser gelangen. Damit sich keine Bakterien und Keime bilden können, sollten Sie die Trinkschale öfter kontrollieren, säubern und neu befüllen. Auf dem Speiseplan von Bartagamen steht gesunde Abwechslung: Über Obst (z.B. Erdbeere, Pfirsich, Banane) und Gemüse (z.B. Tomate, Gurke, Möhrchen) wird Flüssigkeit aufgenommen. Angerichtet werden darf das Grünfutter (ungespritzt bzw. sorgfältig gewaschen) mit Petersilie, Löwenzahn oder Klee. Zur artgerechten Fütterung gehören auch eiweißreiche Insekten (z.B. Heuschrecken, Grillen).
Für die Winterruhe muss die Echse fit sein
Jetzt passt alles, meinen Sie? Fast, denn wenn der Winter kommt, sollten Sie damit rechnen, dass Ihre Bartagame gemütlich und faul wird. Ab Oktober kann das jederzeit passieren, denn Bartagamen halten Winterruhe. Um diese maximal viermonatige Zeit mit wenig Futter, wenig Bewegung, etwa 50 % weniger Beleuchtungsdauer und nur rund 20 Grad Wärme heil im Versteck zu überstehen, muss die Bartagame fit und gesund sein. Eine Kotprobe kann Gewissheit bringen – und wie praktisch: Nicht die Bartagame muss dafür zum Tierarzt, sondern nur ihr Kot.
Nicht die Bartagame ist teuer, sondern die Haltung
Sie sehen: Da ist eine Menge zusammengekommen, damit sich eine Bartagame wohl fühlt und gesund bleibt. Ob Terrarium und Ausstattung, Stromkosten, Futter- oder Tierarztrechnung: Das kann ins Geld gehen. Gut zu wissen, denn vor dem Kauf sollte klar sein: Nicht die Bartagame (Jungtier ab etwa 30 Euro, erwachsenes Tier ab etwa 100 Euro) ist teuer, sondern die artgerechte Haltung schlägt zu Buche. Text: Marion Friedl / Foto: Gerald Förtsch
About Marion Friedl
Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.