Wie sieht es bei Ihnen zu Hause aus? Hat die Katze den Türrahmen, die Couch und die Tapeten zerkratzt? Kratzspuren sind mehr als nur ärgerlich, aber wer die Gründe kennt, der ist der Lösung für das Problem einen großen Schritt näher.
Katzen kratzen nicht aus Spaß an der Freude
Hier sind auf einen Blick die häufigsten Gründe, warum Katzen ihre Krallen wetzen:
- Kommunikations- und Markierverhalten
- Krallenpflege
- Langeweile
- Stress
- Protest
- Fremder Katzenbesuch
- Zu wenig bzw. ungeeignete Kratzangebote
- Erregen von Aumerksamkeit
- Versehentliche Kratzspuren beim Toben
Markieren ist auch Kommunikation
Wenn Katzen ihr Revier mit den Duftdrüsen an den Pfoten markieren, teilen sie mit, dass es ihr Revier ist. Das kommt bei Wohnungskatzen vor allem dann vor, wenn weitere Katzen im Haushalt leben, eine neue Katze einzieht oder Kätzchen auf die Welt kommen. Auch der ungebetene Besuch einer fremden Katze, die sich z.B. durch die Katzenklappe einschleicht, kann das Markieren hervorrufen. Jede Duftmarke ist eine Botschaft unter Katzen und wird manchmal nicht nur erschnuppert, sondern auch mit Urin oder weiteren Kratzspuren beantwortet.
Lösungen: Die Hierarchie in der Katzen-WG muss von den Stubentigern festgelegt werden, auch wenn es dabei nicht zimperlich zugeht. Neuzugänge sollten langsam und wenn möglich zunächst auf Probe einziehen, um zu beobachten, ob die Vergesellschaftung klappt. Die Katzenklappe sollte sich z.B. mit einem Funksignal nur für die eigene(m) Katze(n) öffnen. Ungeliebte saure Zitrusdüfte können von Kratzstellen fern halten. Bevorzugte Stellen können mit montierten Kratzmatten geschont werden.
Krallen wollen gut gepflegt sein
Wer zu lange Krallen hat, bleibt damit hängen und kann sich verletzen. Auch die Schärfe der Krallen muss stimmen, denn die Katze ist ja ein Jäger und braucht ihre „Waffen“. Hier steht die Krallenpflege an oberster Stelle: Krallen kürzen und mit Balsam geschmeidig halten, ist das Standardprogramm gegen Kratzspuren.
Langeweile nervt total
Wer sich langweilt, sucht permanent nach Beschäftigung. Dann müssen Tapeten, Türen und Mobiliar herhalten, es werden für eine Klettertour die Krallen in die Gardine geschlagen oder es wird auch mal mit spitzen Krallen der Teppich gerupft. Die Lösung ist klar: Es muss die Langeweile bekämpft werden. Neue Spiele, Zeit mit dem Besitzer, Kunststücke einstudieren, Erziehung, Freigang, abwechslungsreiches Zubehör – erlaubt ist, was Spaß macht und gefällt. Eventuell macht auch ein Katzenpartner Sinn, wenn der Mensch zum Beispiel lange Arbeitszeiten hat. Auch ein Katzensitter könnte in Frage kommen, der nach der Katze sieht, sie füttert und mit ihr kuschelt und spielt. Das verkürzt und unterbricht das lange Warten auf den Zweibeiner. Auch ein Solitärspiel, mit dem sch die Katze allein beschäftigen kann (z.B. Futterball, versteckte Leckerlis in der Bällekiste etc.) kann von der Einsamkeit ablenken und Kratzspuren vorbeugen.
Kampf dem Stress
Katzen versuchen Stress wegzuschnurren, mit Stubenunreinheit kund zu tun oder eben mit Kratzen abzubauen. Wichtig ist es, die Ursache für den Stress zu finden, um richtig zu reagieren und der Katze den Stress zu nehmen. Mögliche Ursachen sind z.B. Einsamkeit, Langeweile, Über- oder Unterforderung, Lärm, Verlust eines Menschen oder eines Tierpartners, Ärger/Mobbing in der Katzengemeinschaft, Umzug, Renovierung etc. Manche Dinge müssen wohl oder übel ertragen werden (z.B. Baustellenlärm), aber an anderen Problemen kann gearbeitet werden: Ein Tierpsychologe kann sich um den Zoff in der Katzen-WG kümmern und Trauer kann mit sanften Gesundheitshelfern (z.B. Bach-Blüten, Pheromone), ablenkenden Aktivitäten oder – nach einer gewissen Trauerzeit – auch mit einem neuen Partner gelindert werden. Beruhigende und animierende Hilfen können auch helfen.
Protest ist auch ein Hilfeschrei
Wenn Katzen protestieren, bitten sie darum, einen Missstand zu beseitigen. Sehr eindeutig ist der Protest, wenn direkt an, neben oder vor einer Tür gekratzt wird. Das bedeutet: ich möchte hier jederzeit rein und raus gehen. Einfache Lösung: Tür auf – und das Problem mit den Kratzspuren hat sich erledigt. Manchmal wird auch gegen ein neues Möbelstück protestiert, die gummierte Fläche eines Teppichs/Vorlegers wird abgelehnt oder die Beine des Menschen bekommen Kratzer ab, weil er beispielsweise zu lange außer Haus war. Konsequenz: Altes Möbelstück nicht zu früh entsorgen, denn vielleicht will Mieze es wiederhaben. Ein ungeliebter Teppich kann ausgetauscht werden und der Terminkalender des Menschen muss zur Katze passen.
Fremder Katzenbesuch geht gar nicht
Spaziert eine fremde Katze ohne Einladung in der Wohnung herum, dann kommt das bei der Mieze mit Wohnrecht gar nicht gut an. Es wird gekratzt und dabei markiert, um den Revieranspruch deutlich zu machen. Kratzspuren des ungebetenen Besuchers werden mit gezückten Krallen beantwortet. Schlimmstenfalls kommt noch Stubenunreinheit hinzu und es kann während des Besuchs auch laut, heftig und mitunter auch blutig gekämpft werden. Abhilfe: Schlupflöcher für Gäste von draußen beseitigen und eine chipgesteuerte Katzenklappe einbauen, die sich nur für die eigene Katze öffnet.
Irgendwo muss Kratzen erlaubt sein
Jede Katze braucht genug und geeignete Kratzmöglichkeiten. Oft steht nur ein kleiner Kratzbaum in der Wohnung. Das kann für eine Katze durchaus zu wenig sein. Katzen lieben Abwechslung, Herausforderungen, Vielfalt – und das nicht immer an der selben Stelle. Merke: Je mehr Katzen im Haushalt leben, umso mehr Kratzmöglichkeiten braucht man. Auch Einzeltiere brauchen mehrer Kratzmöbel – Kratzbretter und ein Kratzbaum mit mehreren Etagen. Kratzflächen und Höhlen etc. sind solche Kratzmöglichkeiten. Auch ein Baumstamm aus der Natur kann gut bei Kratzbürsten ankommen. Wichtig ist, dass an mehreren Stadorten in der Wohnung unterschiedliche Kratzmöglichkeiten zu finden sind und dass diese stabil und robust sind. Bei mehreren Fellnasen in einer Wohnung sollte man jeder Katze wenigstens eine Kratzmöglichkeit direkt zuordnen (z.B. die Kuschelhöhle daneben legen) und weitere Kratzangebote für die gemeinsame Nutzung in der Wohnung verteilen.
Hey, Mensch! Ich bin auch noch da!
Katzen erregen mit ihren Kratzspuren unweigerlich Aufmerksamkeit. Auch wenn diese Aufmerksamkeit in Schimpfen, Ignoranz oder Strafe endet. All das ist nämlich ebenfalls Aufmerksamkeit. Zu langes Arbeiten am PC, zu wenig Beschäftigung mit der Katze, Langeweile beim sich wiederholenden Spiel, zu lange Abwesenheit des Besitzers – das und mehr kann als Vernachlässigung ausgelegt werden und dann hat die Katze nur ein Ziel: Aufmerksamkeit erregen und das notfalls auch mit den Krallen. Bei diesem Problem muss sich der Mensch meistens an der eigenen Nase fassen und sein Verhalten ändern, damit die Bedürfnisse der Katze nicht auf der Strecke bleiben. Bringen Sie auch mal Spielzeug von unterwegs mit, wie etwa Laub aus dem Wald für den Balkon oder ein duftender Obstkarton, der mit Zeitungspapierbällen gefüllt werden kann. Wechseln Sie zwischen Spiel und Sport ab, indem Sie Balance-Übungen, Sprünge und Sprints integrieren. Befriedigen Sie auch den Jagdtrieb der Katze (z.B. mit der Fellmaus, einer Reizangel oder einem Strategiespiel) und widmen Sie ihr genug Zeit.
Übermut tut selten gut
Wer spielt, rennt und tobt, der gibt auch mal Gas, nimmt eine Kurve scharf und bleibt – sorry – auch mal mit den Krallen versehentlich wo hängen, weil abgebremst werden muss. Das ist echtes Pech und eindeutig ein Unfall, der aus Versehen passiert ist. Als Katzenbesitzer muss man da durch oder sich einen Raum suchen, in dem man sich unbesorgt um Mobiliar, Tapeten, Teppich etc. auspowern kann. Ein Spielzimmer oder ein Hobbyraum mit unempfindlichen Wänden/Böden und keinen piekfeinen Einrichtungsgegenständen sind Alternativen zum schicken Wohnzimmer. Text/Foto: Marion Friedl