Auch ein satter Hund hat einen Jagdtrieb

Copyright: Marion Friedl

Manche Menschen raten dazu, jagdfreudige Hunde vor dem Spaziergang zu füttern, weil satte Hunde nicht jagen. Achtung: Das ist ein Irrtum! Zwar kann es sein, dass sich ein satter Hund überlegt, ob ein Jagdsprint mit schwerem Bauch wirklich sein muss, doch packt ihn erst mal der Jagdtrieb, dann vergisst er ganz schnell, dass das mitsamt Futterbauch anstrengend werden könnte.

Jagdtrieb ist allen Hunden angeboren

Der Jagdtrieb ist Hunden angeboren und wurde ihnen quasi von Ur-Vater Wolf in die Wiege gelegt. Er ist bei den Haushunden unterschiedlich stark vorhanden. Logisch, dass Jagdhunde besonders viel Jagdtrieb haben, und dazu zählt auch der kleine Yorkshire-Terrier, der mal ein grandioser Mäusejäger war. Auch er versucht gerne mal eine Maus zu erwischen. Doch auch ein Hütehund, der hinter einem Reh herflitzt, hütet das Tier nicht, sondern er hetzt es wie ein Jäger auf vier Pfoten.

Bewegung ist ein auslösender Reiz

Jeder jagende Hund braucht einen auslösenden Reiz. Bei manchen kann das der Wildgeruch sein, aber es ist vor allem die Bewegung: Gibt das Opfer Gas und will fliehen, dann denkt der Hund nur noch ans Beute machen und nicht mehr daran, dass er keine Beute braucht, weil er eh schon satt ist. Der Jagdtrieb ist in diesem Moment stärker.

Das Jagdfieber ist stärker als ein voller Magen

Alles, was sich schnell vom Hund wegbewegt, ist Beute – das kann übrigens auch  fatal enden, wenn Menschen und Kinder vor einem Hund weglaufen. Hat der Hund daheim gefressen, ist er sicherlich erst mal rundum zufrieden und hat keinen Hunger. Aber der angeborene uralte Jagdinstinkt ist so stark, weil die Jagd in Freiheit überlebenswichtig ist. Also wird auch mal auf Vorrat gejagt. Die Beute wird dann für spätere Hungergefühle und Notzeiten verbuddelt.

Training oder Leinenzwang

Das bedeutet: Einem jagdfreudigen Hund ist es egal, ob er gerade gefressen hat und natürlich ist es ihm auch schnuppe, dass der Napf daheim regelmäßig gefüllt wird. Also schützen auch penibel eingehaltene Fütterungszeiten nicht vor Jagdeifer. Nur Grundgehorsam, gezieltes Antijagdtraining, der Verzicht auf Jagdspiele, eine starke Bindung zum Menschen und abwechslungsreiche Beschäftigung beim Spaziergang können den Jagdtrieb reduzieren. Wenn das nicht klappt, hilft nur der Leinenzwang. Text/Foto: Marion Friedl

 

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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