Weihnachtszauber für Klecks
Copyright: Marion Friedl

Copyright: Marion Friedl

Mit dieser Weihnachtsgeschichte über einen ganz besonderen Weihnachtszauber für den kleinen Hund Klecks wünschen Kimba und sein Frauchen Marion Friedl Euch allen: Schöne Weihnachten und frohe Festtage!

Ein leises Wimmern unter dem Schneepolster

Die Erde hatte auf den Wiesen und Feldern ihr schönstes, weißes Kleid angezogen und Lichterglanz erhellte die Straßen, Gärten und Fenster der Dörfer. Im dunklen Wald herrschte tiefe Ruhe – nur an einem Fleck war es ncht so friedlich und schon gar nicht weihnachtlich.

Auf einem Ast saßen zwei Eichhörnchen und blickten hinab. „Ich habe noch nie gesehen, dass ein Schneepolster auf dem Boden zittert“, wisperte ein Eichhörnchen und das andere antwortete: „Wir sollten nachsehen, was das ist.“ Vorsichtig, aber dennoch mutig, näherten sich die beiden dem zitternden Schneepolster an und hörten plötzlich ein ganz leises Wimmern. Mit ihren buschigen Schwänzen fegten sie über das Schneepolster und was sie dann sahen, zerriss ihnen fast die kleinen Herzen: Ein vor Kälte zitternder Hundewelpe, der traurig weinte. Seine Augen waren geschlossen, als ob er sich davor fürchtete, die Welt zu betrachten.

„Hey Du!“, riefen die Eichhörnchen und kratzten ermunternd auf dem Rücken des Welpen herum. „Wo kommst Du denn her? Und was willst Du hier im Wald? Du solltest zu Hause beim warmen Kachelofen liegen und mit Deinen Menschen Weihnachten feiern.“

Der kleine Hund öffnete langsam die Augen und seine Antwort klang unendlich traurig: „Ich habe keine Menschen mehr. Sie haben mich hierher gebracht und alleine zurück gelassen.“

Ein Hundebaby, das niemand will, zittert im eiskalten Winterwald

Die Eichhörnchen waren fassungslos. Wie konnte jemand nur so herzlos sein? Ein Hundebaby im eiskalten Winter aussetzen und das auch noch an Weihnachten. „Kopf hoch, Kleiner!“, sagten die Eichhörnchen trotzdem ermunternd. „Du bist doch jung und stark und kannst die ganze Welt erobern.“

Sie wollten damit dem Welpen Mut machen und ihn trösten, aber der kleine Hund schloss zitternd wieder die Augen, wischte sich mit der Pfote über seine lange Nase und meinte nur: „Ach die. Diese Welt will mich nicht, also will ich sie auch nicht. Keiner will mich. Deshalb haben sie mich ja hierher gebracht. Alle meine Geschwister haben ein Zuhause gefunden. Nur mich wollte niemand. Und die Leute, bei denen meine Familie war, wollen keinen weiteren Hund durchfüttern.“

Nachdem die ganze Geschichte aus ihm heraus gesprudelt war, fühlte sich der kleine Hund ein wenig besser. Er öffnete ein Auge und schielte zu den Eichhörnchen hin. Die fragten ihn neugierig. „Hast Du denn einen Namen?“

„Sie haben mich Klecks genannt, weil ich drei farben im Fell habe. Meine Brüder und Schwestern haben alle neue Namen bekommen. Schöne Namen. Nur ich nicht.“ Der kleine Klecks schniefte einmal kurz und vergrub seine Augen unter den Vorderpfoten.

Zwei kleine Freunde werden Klecks Lebensretter

„Wir heißen Bingo und Lucky“, sagten die Eichhörnchen. „Und wir werden Dir jetzt helfen, kleiner Mann. Steh auf und lauf los. Wir zeigen Dir den Weg ins Dorf und suchen Dir ein Zuhause.“

Klecks schüttelte sein weiß, braun und schwarz geflecktes Fell ein wenig und die Schneereste flogen den Eichhörnchen um die Ohren. Normalerweise wären die beiden empört gewesen, aber als sie hörten, dass Klecks sagte „Geht nicht, die haben mich an dem Baum angebunden“, hätten sie fast zu weinen begonnen. Hilflos ausgesetzt und wäre er von den Eichhörnchen nicht gefunden worden, dann wäre Klecks garantiert erfroren. Gestorben an Weihnachten, dem Fest der Liebe…

Entsetzt sprangen die Eichhörnchen um den Baum herum und begutachteten die Situation. „Ist eine Lederleine. Die kriegen wir mit unseren Zähnen locker durch“, sagte Bingo und zu zweit nagten sie auf dem Leder herum bis es durchgenagt war.

Nun schöpfte Klecks wieder Hoffnung. Er stand auf, streckte seine Pfoten, schüttelte sich mal wieder, wedelte kurz mit dem Schwanz und dehnte seinen Rücken einmal nach vorn und einmal nach hinten. „Funktioniert alles noch“, zog er Bilanz und das war doch schon mal etwas.

Gemeinsam machten sich Bingo, Lucky und Klecks auf den Weg in Richtung Dorf. Es war kein kurzer Weg und Klecks war froh, dass seine zwei Freunde bei ihm waren, denn es wurde langsam dunkel und dieser Wald sah irgendwie unheimlich aus. Vor allem für so einen kleinen, unerfahrenen Hund. Ängstlich sah er nach allen Seiten, ob irgendwo etwas Gefährliches lauerte und dabei übersah er einen Hang direkt vor ihm. Er stolperte über einen dicken Ast und kugelte den Hang hinunter, rutschte durch einen Busch und landete in einer Senke. Benommen blieb er erst mal ein wenig liegen, aber dann sprang er erschreckt mit allen vier Pfoten in die Luft, denn um ihn herum war ein lautes, piepsiges Stimmengewirr.

Die Furcht der Wichtelmäuse ist groß

„Oh nein, ein Monster!“, „Wo kommt der Riese her?“, „Bitte nicht fressen!“ – reihum  wurde aufgeregt geschrieen und zwischendrin hörte man ein Wimmern und Weinen. Doch nicht nur das: Immer wieder spürte er stechende Schmerzen auf seinem Fell, denn er wurde mit Eicheln, kleinen Zapfen und spitzen Nadeln beworfen. Klecks duckte sich und fuchtelte mit den Pfoten in der Luft herum, um die Geschoße abzuwehren.

„Hört auf damit“, riefen Bingo und Lucky und Klecks war unglaublich froh, dass die beiden auftauchten und ihm halfen. „Das ist ein Hundebaby und er wäre fast gestorben. Wir müssen ein Zuhause für ihn finden und ihn retten.“

„Ist aber ein Riesenbaby“ und „Hier ist kein Zuhause für ihn“, hörte Klecks die Rufe um sich herum und er legte sich resigniert hin.

„Seht Ihr, niemand will mich haben“, seufzte Klecks und sah sich um. Lauter kleine Wichtelmäuse wuselten da herum. Sie hatten rot-grüne Mützen und Schals an und es waren so viele Wichtelmäuse, dass die ganze Senke voll war. Fast voll, denn am Ende der Senke stand ein großer Schlitten und der war bepackt mit vielen, bunten Geschenken. Die letzten Strahlen der Sonne kämpften sich durch die Baumkronen und ließen die Pakete glänzen und schimmern wie bei goldenem Kerzenlicht.

„Habt Ihr so viele Geschenke bekommen?“, fragte Klecks staunend und alle Wichtelmäuse fingen zu kichern an.

„Wie ist der denn drauf?“, fragte eine kecke Wichtelmaus und klopfte lachend mit der Vorderpfote auf den weichen Waldboden. „Ja, kennst Du denn keine Wichtelmäuse?“

Bingo und Lucky sahen, dass Klecks schon wieder die Ohren hängen ließ, weil er ausgelacht wurde und schnell riefen sie die Wichtelmäuse zur Ordnung. „Woher soll er Euch denn kennen? Ist doch sein erstes Weihnachten und weil er ganz alleine ist, hat ihm auch niemand von Euch erzählt.“

Die rettende Idee

Oh, da wurden sogar die Wichtelmäuse traurig. Sie hörten schlagartig auf zu lachen und entschuldigten sich alle auf einmal. Und eine Wichtelmaus hatte eine grandiose Idee. „Hört mal: Wir bekommen ja die Wunschzettel, damit wir auch die richtigen Geschenke auf den Schlitten packen. Und vorhin kam mir ein Zettel unter die Nase, auf dem stand, dass sich eine Familie einen Hund wünscht.“

Bingo, Lucky und Klecks sprangen gleichzeitig auf. „Das ist die Lösung!“, riefen Bingo und Lucky. „Sieh nach, wo die Familie wohnt und genau dort hin bringen wir Klecks.“

Gesagt, getan – nur auf den Schlitten durfte Klecks nicht, weil die Wichtelmäuse befürchteten, dass das Gefährt unter ihm zusammen brechen könnte. Aber Klecks hatte ja vier Pfoten und neue Hoffnung – da fiel es ihm gar nicht schwer, den ganzen Weg bis ins Dorf zu laufen.

Am Rande des Dorfes, auf einer kleinen Anhöhe blieben alle stehen und konnten sich fast nicht satt sehen. „Wie schön“, flüsterte Klecks andächtig. „Überall brennen Lichter und Kerzen. Alles sieht so friedlich, warm und freundlich aus.“

Bingo und Lucky lehnten sich bei Klecks an und meinten: „Ja, das ist jedes Jahr so schön. Wir staunen immer wieder.“

Die Wichtelmäuse aber drängten zum Aufbruch, denn sie mussten ja die Geschenke pünktlich ausliefern. „Seht Ihr da vorne das Haus mit den blauen Fensterläden und dem großen Weihnachtsbaum im Garten? Da müsst Ihr hin. Das ist die Familie, die sich einen Hund wünscht.“

Es nahte der Abschied von den Freunden

Mit dieser Wegbeschreibung der Wichtelmäuse machten sich Bingo, Lucky und Klecks auf den Weg. Es war gar nicht mehr so weit und beim Haus angekommen, sagten die Eichhörnchen zu Klecks: „Leg Dich direkt vor die Haustür und warte einfach ab, wir machen ein wenig Lärm, damit die Leute raus kommen und nachsehen, was los ist. Dann entdecken sie Dich und Du bekommst Dein Zuhause.“

Klecks zitterte wieder ein wenig – aber diesmal nicht vor Kälte, sondern vor Aufregung. Und er schniefte wieder – aber weil er gerührt war und auch ein wenig traurig, weil nun der Abschied von seinen Freunden nahte.

„Danke, Freunde“, sagte Klecks zu den Eichhörnchen. „Hoffentlich wollen die mich auch haben.“

„Ach, das wird schon“, meinten die Eichhörnchen, schubberten Klecks noch mal an den Ohren und flüsterten ihm zu. „Alles Gute – und schöne Weihnachten, Klecks.“

Dann sausten die Eichhörnchen los, flitzten über das Fensterbrett und schubsten dabei die Weihnachtsdeko um. Das schepperte ein wenig und lockte die Menschen aus dem Haus.

Das schönste Weihnachtsgeschenk

„Wer bist Du denn?“, fragte die Frau und hob Klecks hoch. „Da geht wohl unser Weihnachtswunsch in Erfüllung“, meinte der Mann und er rief nach den Kindern. So viele Umarmungen und Küsse hatte Klecks noch nie bekommen wie von diesen beiden Kindern und er strampelte und zappelte auf dem Arm der Frau herum. Sie setzte Klecks wieder auf den Boden und er durfte mit der Familie hinein gehen. Im Wohnzimmer stand ein großer Weihnachtsbaum mit brennenden Kerzen und bunten Kugeln. Eine beleuchtete Krippe stand auf dem kleinen Tisch daneben, leise Musik spielte und es lagen bunt verpackte Geschenke auf dem Boden. An einem Geschenk stand kein Name, aber es hing ein kleines Bild mit Wichtelmäusen am Päckchen.

„Ich weiß gar nicht, wem das Päckchen gehört“, rätselte die Familie. Also machten es alle gemeinsam auf. Im Päckchen lag ein Halsband aus Leder und eine Tüte mit Buchstaben, die funkelten wie kleine Eis-Diamanten.

„Oh, sieh mal – wo kommt das denn her?“, rief die Frau und hielt Klecks das Halsband unter die Nase. „Das ist wohl für Dich, mein Süßer.“ Fünf Buchstaben waren in der Tüte und die Frau legte sie nebeneinander hin und sagte dann: „Felix heißt Du also. Na, dann soll das auch Dein Name sein. Das ist ein schöner Name, denn Felix heißt: Der Glückliche.“ Herrchen bastelte die Buchstaben an das Halsband und legte es Klecks, der nun Felix hieß, an. Und der schwor sich: „Nie wieder werde ich diese Halsband ablegen und Felix ist ein schöner Name. Es ist mein Name und mit diesem Namen werde ich die Welt erobern.“ Text/Foto: Kimba + Marion Friedl  

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

No comments yet Categories: Hunde Schlagwörter:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*