Unordnung kann Tierleben retten
Copyright: Marion Friedl

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Zur guten Erziehung gehört Sauberkeit und Ordentlichkeit. Doch im Garten darf man gerne mal die Dinge schleifen lassen, denn Unordnung kann Tierleben retten. Es muss nicht alles pingelig adrett aussehen, wenn Eichhörnchen, Vogel, Maus, Igel und Co. gut durch den Winter kommen sollen.

Kuschelalarm und Knabberfreuden

Ein Igel, der die Menschen beobachtet, wie sie das Laub bis aufs letzte Blatt ordentlich entsorgen, dürfte ziemlich enttäuscht sein. Wie kuschelig wäre doch ein vergessener Laubhaufen, wenn es kalt wird und schneit. Im Laubhaufen kann sich ein Igel für andere unsichtbar machen und beruhigt Winterschlaf halten.

Mit den Laubblättern wurden womöglich auch herabgefallene Haselnüsse und Eicheln weggeputzt, damit der Garten ordentlich aussieht und kein Wildwuchs entsteht. Schade, das Eichhörnchen hätte sich über den gedeckten Tisch gefreut – aber der Mensch hat den Gratis-Wintervorrat einfach auf Nimmerwiedersehen beseitigt. Naja, vielleicht bügelt der Zweibeiner den Fehler ja ein wenig aus. Nüsse als Deko für die gemütliche Adventrunde besorgt und hinterher will keiner Nüsse essen? Raus damit in den Garten, da gibt es tierisch nette Abnehmer.

Ab durch die Ritze in den Unterschlupf

Das Gartenhaus wurde sorgsam dicht gemacht und abgesperrt? Es genügt eigentlich schon ein kleiner Spalt oder ein kleines Loch, damit eine Maus Unterschlupf findet. So eine kleine offene Stelle kann man doch wirklich mal übersehen, oder? Und wenn es dann noch für eine gute Sache ist, drückt der Gartenbesitzer doch gerne ein Auge zu. Vielleicht lässt er sogar einen Rest Blumenerde offen herum liegen oder in einem unordentlich stehen gelassenen Korb liegen ausgemistete Decken: Da kann sich ein Viecherl auch mal eingraben, wenn es beonders kalt ist.

Holz vor der Gartenhütte ist auch nicht schlecht: Das müssen nicht die Holzscheite sein, die der Mensch selber fürs Kaminfeuer braucht. Warum hat wohl der Wind an den Ästen gerüttelt bis sie herunter gefallen sind? Na, damit Tiere ein Winterlager haben. Hausbau mal anders: Äste aufschichten und nicht wegwerfen und schon ist die Hütte fertig und wenn sie für Marder, Maus und Co. nur als Versteck dient, um nicht gleich entdeckt zu werden.

Häppchen für Vogel, Hase und Co.

Okay, Weißbrot und Kuchenreste sind nichts für Vögel, weil die kleinen Krümel aufquellen und zur riesigen Gefahr im Bauch werden. Aber Schwarzbrot wäre eine Alternative. Krümel auf dem Abendbrot-Teller? Küchenfenster auf und im hohen Bogen landen die Krümel vor dem Fenster und nicht in der Tonne. Amsel und Rotkehlchen werden sich dankbar an dieser Brotzeit erfreuen.

Und was ist mit dem vertrockneten, harten Brot-Anschnitt? Wenn kein Schimmel daran zu sehen ist, dann ist es auch kein Fall für die Tonne: Raus damit an einen trockenen Fleck auf der Terasse oder unter dem Vordach, denn vielleicht knuspert nicht nur die Maus daran, sondern auch ein Hase, der eine Tour durch die Gärten  macht. Apropos Hase: Der nascht auch gerne das verschrumpelte, übrig gebliebene Möhrchen, das niemand mehr essen will. Hauptsache, die Leckereien liegen auf dem Boden, denn eines kann der Hase nicht: Klettern.

Keine Lust auf den Apfel mit Druckstelle? Na, der macht sich doch gut als Deko auf dem Fensterbrett. Zumindest so lange bis sich ein Mäuschen, Siebenschläfer oder Vogel daran zu schaffen macht, um einen leckeren Nachtisch mit Vitaminen zu schlemmen. Zu viel frische Kräuter auf dem Küchenbrett und bis zum nächsten Salat sind sie welk? Wie schön, wenn die Hasenapotheke im Winter auch etwas zu bieten hat – also heißt es wieder: Raus in den Garten mit dem Kräuterrest. So sieht echte Wiederverwertung aus – mit Mehrwert für die Gartentiere.

Unordentlichkeit kann auch ungewollte Folgen haben

Dennoch: Übertreiben Sie es nicht mit der gewollten Unordentlichkeit. Essensreste gehören nicht in den Garten und schon gar nicht in den Tiermagen. Wer Küchenabfälle an die frische Luft befördert, muss auch damit rechnen, dass dies Wildtiere anlockt, die er vielleicht nicht im Garten haben möchte: Füchse, Wildschweine und Waschbären sind eben auch nicht auf den Kopf gefallen. Letztere übrigens schätzen ebenfalls ein bequemes Winterquartier und wenn man in einer Gegend mit Waschbären wohnt, sollte das besagte Loch im Gartenhaus wirklich klein sein, denn Waschbären betätigen sich in ihrem Übermut gerne mal als Innenarchitekten und das sieht dann echt unordentlich aus. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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