Rettungshunde haben keinen leichten Job
Copyright: Marion Friedl

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Rettungshunde müssen viel lernen, viel können und viel leisten. Und sie müssen gute Nerven haben, wenn sie sich zum Beispiel vom Rettungshubschrauber abseilen lassen müssen oder wenn bei der Trümmersuche ein Steinbrocken unter den Pfoten schwankt. Doch auch von den Hundeführern wird viel verlangt und das „ist fast noch mehr als von den Hunden“, berichtet Christian Sauer, zweiter Vorsitzender der Gruppe München der Rettungshundestaffel Oberbayern.

Diese Hunde eignen sich für die Ausbildung

Wer wissen will, ob er einen potenziellen Rettungshund bei sich zu Hause hat, der sollte den Vierbeiner genau beobachten, ob er vielversprechende Anlagen für die Ausbildung hat. Die Grundkommandos sollte der Retter auf vier Pfoten natürlich beherrschen, aber er sollte auch sozial verträglich und besitzerorientiert sein, gerne arbeiten, neugierig sein, Freude am Laufen haben, kein großer Angsthase sein und mit Futter oder Spielen motivierbar sein. Was er nicht haben sollte, sind Aggressivität, Ungehorsam und einen ausgeprägten Jagdtrieb. Selbstverständlich muss die Fellnase auch gesund und fit sein. Dann kommt es noch ein wenig auf die Anatomie an: Riesen und Schwergewichte, wie zum Beispiel Bernhardiner und Doggen, haben vor allem bei der Trümmersuche auf manchmal losen Gesteinsbrocken schlechte Karten. Am besten geeignet sind mittelgroße Hunde, wie etwa Labrador oder Retriever, die Kraft haben und dennoch die losen Teile nicht so stark belasten wie große Hunde. Doch auch kleine Hunde können ihre Vorteile nutzen: Sie sind leichter und bringen die losen Steine noch weniger ins Wanken und sie passen auch durch kleinere Lücken.

Enormes Lernpensum für Mensch und Hund

Rund zwei Jahre dauert laut Christian Sauer die Ausbildung des Rettungshundes und sie beginnt meist, wenn der Hund etwa ein Jahr alt ist. Dabei lernt er das Suchen, das sichere Laufen auf verschiedenen Untergründen oder auch von Röhren, schrägen Leitern, schaukelnden Wippen und vieles mehr. Trainiert wird auch die Seilsicherung von Mensch und Hund, das Anzeigen und die eine oder andere Angst, wie etwa vor Knallgeräuschen, wird abtrainiert. Nicht jede Angst kann hundertprozentig kuriert werden, aber meistens sind die Erfolgsaussichten recht gut. Zwei mal pro Woche wird trainiert, damit der Hund für die Trümmersuche und die Flächensuche fit ist. Aber es ist zugleich auch ein immenses Pensum für den ehrenamtlich tätigen Hundeführer, denn der lernt nicht nur das perfekte Teamwork mit dem Hund, sondern auch den Umgang mit Karte, Kompass und Funk sowie verschiedene Einsatztaktiken, Erste Hilfe, Kynolgie, Stressbewältigung und, und, und… Wichtig beim Training ist, dass der Hund „Freude daran hat und für gute Leistungen belohnt wird“, so Christian Sauer. Das ist Bestätigung und Richtmaß zugleich und die Arbeit lohnt sich für den Hund, wenn er für seine Leistung mit einem Leckerli oder einem Spiel belohnt wird.

Der Rettungsdienst kostet Zeit und Geld

Wer sich mit seinem Hund im Rettungsdienst engagieren will, muss sich bewusst sein, dass „dies sehr zeitaufwändig ist“, sagt Christian Sauer. Auch die Ausgaben für Ausbildung, Hundehaltung und für die Einsätze werden von den Mitgliedern der Rettungshundestaffel selbst getragen. Die meisten Einsätze finden nachts statt und damit ist die Rettungsarbeit auch nichts für Schlafmützen. Aber die gemeinsame Arbeit und das Zusammenleben von Mensch und Hund zu Hause schweißt auch zusammen. Das ist wichtig, denn der Hundeführer braucht einen Hund, der eine enge soziale Bindung zu ihm hat. Und wenn der Hund eines Tages in Rente geht, dann darf er die ebenfalls bei seinem Besitzer genießen, denn die Rettungshunde gehören den Hundeführern.

Flächensuche mit super Nasen

16 Hunde sind derzeit bei der Gruppe München der Rettungshundestaffel Oberbayern tätig bzw. in der Ausbildung. Sie ist in Garching-Hochbrück ansässig und kooperiert seit etwa vier Jahren mit der örtlichen Feuerwehr. Meist sind es Flächensuchen, die von Mensch und Hund geleistet werden müssen und dabei können es weite Wege sein. Vermisste Personen, wie etwa demente Menschen oder Suizidgefährdete, müssen von den Hunden gefunden werden. Hat der Hund die Person gefunden, kann er dies entweder bellend anzeigen oder mit einem Bringsel im Maul zum Besitzer zurück kehren und ihm damit sagen: Folge mir, ich habe eine Person gefunden. Zugute kommt dem Hund bei der Suche natürlich seine super Nase. Der Hundeführer muss jedoch darauf achten, in welche Richtung er den Hund schickt, denn auch die Windrichtung muss für die erfolgreiche Schnuppersuche passen. In der Ausbildung lernen die Hunde, ein Gelände abzusuchen und jeden Menschen anzuzeigen, den sie dort finden.

Herausforderungen bei der Trümmersuche

Die Trümmersuche ist eine große Herausforderung für Mensch und Hund, zumal man auch als Zweibeiner für schwierig begehbares Gelände fit sein muss. Die Rettungshunde müssen zudem auf Sicht- und Hörzeichen von Verschütteten achten und die verschütteten Personen orten und anzeigen. Die Trümmersuche ist mit Sicherheit die schwierigste Arbeit für Rettungshunde, denn da hört er auch ablenkende Geräusche und es weht nicht nur der menschliche Geruch um die Hundenase, sondern er nimmt viele andere Gerüche wahr, wie etwa Staub, Lebensmittel oder sogar Rauch. Da können auch die besten Hundenasen und Hundeohren mal irritiert sein. Um bei der Anzeige eines Verschütteten Fehler auszuschließen, wird die Suche mit einem zweiten Hund wiederholt. Die Retter erwarten nicht nur körperliche Belastungen, sondern oft müssen insbesondere die Menschen auch psychische Belastungen meistern. Im Einsatz war die Münchner Rettungshunde-Gruppe beispielsweise bei der Opfersuche in der eingestürzten Eissporthalle in Berchtesgaden.

Es gibt auch repräsentative Einsätze

Wesentlich angenehmer sind die repräsentativen Einsätze, bei denen sich die Rettungshunde von ihrer besten und gelehrigen Seite präsentieren müssen. Wie etwa bei Festumzügen der Stadt oder auch bei einer Schauübung der Feuerwehr: Eifrig und begeistert führen die Hunde dann das Erlernte vor und genießen auch ihren Auftritt als Sympathieträger und Streichelhunde für Kinder.

Falls Ihr Hund lieber hütet statt rettet, könnte Sie mein Beitrag über die Arbeit der Hütehunde interessieren. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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