Nutria und Meerschweinchen sind Verwandte
Copyright: Marion Friedl

Copyright: Marion Friedl

Meerschweinchen kennt jeder – aber einem Verwandten des Meerschweinchens begegnet man nicht alle Tage: Dieses Tier heißt Nutria, lässt sich mit das oder die anreden und lebt in freier Wildbahn. Ach ja: So richtig wohl fühlt sich das oder die Nutria im Wasser.

Nur auf den ersten Blick besteht Verwechslungsgefahr

Obwohl dieses Tier mit dem Meerschweinchen verwandt ist, besteht eher mit anderen Tieren Verwechslungsgefahr, denn es ähnelt auf den ersten Blick dem Biber oder auch der Bisamratte. Allerdings sollte man da einen zweiten Blick riskieren, denn einiges passt trotz Ähnlichkeit nicht: Der Biber ist größer und die Bisamratte kleiner als das bis zu 60 Zentimeter große Nutria (plus gut 30 Zentimeter Schwanzlänge). Und im Wasser pflegt man unterschiedliche Schwimmstile: Nutrias strecken den Kopf schräg nach oben aus dem Wasser und zeigen obendrein ihren Rücken und ihren Schwanz. Dem Biber hingegen reicht es völlig, wenn sein Kopf aus dem Wasser heraus schaut. Bisams zeigen auch ihr Köpfchen, aber um möglichst gut und flott voran zu kommen, spreizen sie die Hinterbeine und benutzen auch den Schwanz beim Schwimmen.

Der Einwanderer ist bei uns schon lange heimisch

Es gibt noch ein paar andere Unterschiede, aber interessanter ist vielleicht die Frage: Was ist dieses Nutria eigentlich für ein Tier? Nun, es ist kein Fischotter, auch wenn das spanische Wort Nutria übersetzt Fischotter heißt. Das Nutria ist ein Einwanderer. Ursprünglich kommt dieses schwimmende Nagetier aus Südamerika – logisch, denn da kommen ja auch die Meerschweinchen her. Heutzutage kann man beim Nutria gar nicht mehr von Migrationshintergrund sprechen. Dafür lebt es schon zu lange in Europa – auch wenn das Leben nicht immer schön war, denn gehalten wurden sie Ende des 19. Jahrhunderts auf Pelztierfarmen in Frankreich; etwa Mitte der 1920er Jahre gab es diese Farmen auch in Deutschland. Zuchtbedingt kommt das Nutria recht modisch mal in braun, schwarz, grau, beige oder sogar weiß daher. Was immer weiß ist, sind die langen Tasthaare. Ausgebüxte und absichtlich ausgewilderte Tiere sorgten für eine Nutria-Population in freier Wildbahn und heute sind die Nager an vielen Gewässern zu finden. Besonders an der Saale und der Spree, aber auch im Bereich des Niederrheins haben sie eine Heimat gefunden. Dennoch hat so ein Südamerikaner auch nach so langer Zeit ein paar Probleme hierzulande – insbesondere die kalten Winter können krank machen oder gar tödlich sein.

Mutter Natur hat die Nutrias mit Raffinesse ausgestattet

Die Natur hat die Nutrias übrigens auch ungewöhnlich, aber schlau ausgestattet. Zwei bis drei Mal im Jahr bringen Weibchen sechs bis acht Junge zur Welt – und die wollen immer und überall ran an die Milchbar von Mama. Auch im Wasser. Kein Problem, denn die Zitzen befinden sich nicht etwa unten am Bauch, sondern weit oben seitlich und ganz nah am Rückgrat, denn Rückenschwimmer sind Nutrias eigentlich nicht. Noch eine clevere Standardausstattung ist die fünfte Zehe. Zwischen vier Zehen befinden sich praktische Schwimmhäute – nur zwischen der vierten und fünften Zehe ist das Nutria in Sachen Schwimmhaut leer ausgegangen. Das ist aber gut so, denn die fünfte Zehe ist damit freiliegend und verleiht sicheren Halt, wenn das Nutria eine Böschung erobern muss. Außerdem leistet die fünfte Zehe gute Dienste bei der Fellpflege. Und wenn es juckt? Dann ist es gut, dass die Zehen Krallen haben. Die Vorderpfoten können dank Krallen auch geschickt Pflanzen pflücken oder Schilfnester bauen. Schließlich will man ja auch hübsch wohnen und sich leckeres Grünzeug gönnen. Geknausert hat Mutter Natur jedoch beim Sehsinn, denn der lässt bei Nutrias etwas zu wünschen übrig.

Zum Abtauchen werden die Schotten dicht gemacht

Relativ große Ohren und vor allem große Nasenlöcher hat das Nutria und wenn es mal abtaucht, kann es die Nasenlöcher mit einer Klappe blitzschnell dicht machen. Die Oberlippe hat einen Spalt – und das auch nicht ohne Grund, denn wer will schon Wasser schlucken und mit gespaltener Lippe kann der Mund ebenfalls die Schotten dicht machen. An Land aber kann man durchaus die Zähne – nun ja, nicht unbedingt blitzen sehen. Die stattlich großen Zähne sind nämlich orange gefärbt. Wer nun denkt, dass Nutrias ein wenig mehr Zeit für die Zahnpflege aufwenden sollten, der irrt sich. Die rötliche Eisenschicht bildet sich im Laufe der Zeit und stärkt die Zähne – obwohl Nutrias nicht so gerne Bäume umnieten, wie Biber. Überhaupt: Nutrias pflegen sich ausgiebig, denn sie putzen sich gerne, puscheln das Bauchfell luftig auf und reiben sich mit fettigem Drüsensekret ein – die ideale Haar- und Hautpflege für Taucher und Schwimmer.

Nutrias sind friedliche Nachbarn

Nutrias wohnen natürlich am Wasser – aber ihre Erdbauten und Schilfnester sollten dennoch bitte nicht untergehen. So viel Wohnkomfort muss sein, schließlich will man lange etwas vom schönen Zuhause haben, denn ein Nutria wird etwa zehn Jahre alt. Diese Lebenszeit verbringen sie gerne mit Artgenossen und Nutrias haben auch nichts gegen andersartige Nachbarn, denn als friedliche Vegetarier kommen sie mit Enten und Co. gut aus. Nur eines mögen sie nicht: Wenn ihnen jemand das Futter klaut. Dann schimpfen sie lautstark los. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

1 comment Categories: Sonstige Tiere Schlagwörter:

One thought on “Nutria und Meerschweinchen sind Verwandte

  1. Die sind nicht direkt verwandt! Meerschweinchenverwandte nennt man alle aus Amerika stammenden Nager! Das ist ein ein Sammelbegriff!!!

    So wie die Römer alle, nicht zum Reich gehörenden Europäischen Völker, „Germanen“ nannten, obwohl die nix mit einander zu tun hatten!

    Natürlich sind alle Nager irgendwie „verwandt“, aber eigentlich ist jedes Lebewesen mit jedem anderen ebenfalls irgendwie verwandt, weil wie evolutionär alle zusammen gehören!

    Trotzdem besteht keine direkte Verwandtschaft zwischen den Nutria und Mewrschwein, wie es hier auf der Seite impliziert wird!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*