Last Minute-Tipps bei Silvester-Angst
Copyright: Marion Friedl

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Für ein Anti-Angst-Training mit der Geräusch-CD ist es zu spät, Bach-Blüten brauchen auch ihre Zeit, um zu wirken und weit und breit ist keine einsame Insel ohne Feuerwerk und Böller in Sicht. Dennoch: Mit ein paar Tipps können Sie Hund und Katze die Silvester-Angst ein wenig leichter machen – schließlich sollen nicht nur die Menschen gut ins neue Jahr kommen, sondern auch die Tiere.

Jedes Jahr gehen wegen Feuerwerk und Böllern Haustiere verloren, weil sie panisch  das Weite suchen. So manche Ausreißer-Tour endet tödlich auf einer befahrenen Straße und manchmal trifft sogar ein Feuerwerkskörper das Tier und sorgt für schlimme oder gar tödliche Verletzungen. Von Tierquälern, die Tiere lautstark  erschrecken, mit Knallfröschen bewerfen oder gar Knallkörper am Tier befestigen – von solchen Knalltüten will ich gar nicht reden. Leider geistern immer wieder solche Berichte durch die Medien.

Kein Freigang für Mieze, Hund gehen an der Leine Gassi

Am sichersten aufgehoben ist Ihr Liebling zu Hause. Das heißt: Freigang entfällt für die Katze und der Hund muss entweder an der Leine Gassi gehen oder kann in Begleitung den eingezäunten Garten nutzen. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Vierbeiner von Zuhause nicht ausbüxen kann: Keine offenen Türen, keine gekippten oder geöffneten Fenster, kein Loch im Zaun, keine offene Katzenklappe. Prüfen Sie beim Gassi gehen, ob das Halsband so eng sitzt, dass der Hund nicht rausschlüpfen kann bzw. legen Sie ein fluchtsicheres Geschirr an. Sicherheitshalber sollte der Vierbeiner zusätzlich zum Chip auch einen Adressanhänger tragen. Die Gassiroute sollte möglichst abseits liegen, denn z.B. in einem Wald oder einem Schlosspark ist die Chance groß, dass nicht geschossen wird. Doch auch entfernte Knallgeräusche können Tiere erschrecken: Deshalb sollte generell Leinenzwang rund um Silvester angesagt sein.

Verbringen Sie den Abend mit Ihrem Tier in einem ruhigen Raum

Dem Tier zuliebe sollte man natürlich selbst auf Feuerwerk und Co. verzichten. Dass kein Tischfeuerwerk gezündet wird, ist ja schon mal gut fürs Haustier. Doch wer in der Stadt lebt, merkt schnell: Was nutzt es, wenn man selbst auf Outdoor-Feuerwerk verzichtet, wenn es die Nachbarn reihum krachen lassen? Nichts. Plan B ist nicht perfekt, aber besser als nichts: Verbringen Sie den Silvesterabend und vor allem die Stunden um Mitternacht herum mit Ihrem Hund oder Ihrer Katze im ruhigsten Raum der Wohnung. Das kann der Hobbyraum im Keller oder ein straßenabgewandter Raum sein, an dem Sie den Rolladen schließen oder die Vorhänge zuziehen können. Der Rolladen dämpft ein wenig die Geräusche von draußen und er nimmt – ebenso wie der Vorhang – die Sicht auf die aufblitzenden Lichter draußen. Zusätzlich können Sie in diesem Raum Musik abspielen oder den Fernseher laufen lassen, damit Geräusche ein wenig verdrängt werden.

Bieten Sie eine Höhle als Rückzugsraum an

Ob Hund oder Katze – Höhlen werden instinktiv als schützende Rückzugsräume empfunden. Bieten Sie der Fellnase deshalb so eine Höhle an: Das kann z.B. das Plätzchen unter der Eckbank sein, eine gemütlich gepolsterte Transportbox, eine Decke im Karton oder ein Kuscheltunnel für die Katze bzw. die Kratzbaumhöhle. Futter und Wasser sollten nah bei diesem Höhlenversteck sein, damit Wege in einen anderen Raum, der nicht so ruhig ist, entfallen.

Düfte können die Silvester-Angst mildern

Für den Mensch-Tier-Silvesterabend gibt es auch ein unterstützendes  Schnuppererlebnis: Aromaöle in der Duftlampe können die Seele streicheln und die Nerven ein wenig beruhigen. Kamille entspannt, Rosenduft oder Johanniskraut beruhigt, Zimt oder Sandelholz vermittelt Geborgenheit, Lavendel stärkt das Selbstvertrauen und entstresst. Aber Achtung: Passen Sie auf, dass das Tier nicht bei einem Schreck aufspringt und versehentlich die Duftlampe samt brennender Kerze und Aromaöl umwirft.

Bemuttern und trösten Sie Ihren Vierbeiner nicht

Wenn sich das Tier durch ein Spiel ablenken lässt, ist das prima, aber vermeiden Sie es, sich dauernd um das Tier zu kümmern. Trösten Sie es nicht, reden Sie nicht beruhigend im Sing-Sang-Ton auf Hund oder Katze ein, verzichten Sie auf übermäßiges Streicheln und kuscheln. All das bestärkt Ihr Tier nur in seiner Angst, denn es verknüpft folgendes: „So oft werde ich sonst nie betüttelt – also stimmt etwas nicht, denn mein Mensch benimmt sich anders als sonst. Wahrscheinlich hat er auch Angst – also ist meine Angst berechtigt.“ Seien Sie einfach anwesend. Das reicht völlig. Wenn das Tier Kontakt aufnimmt, darf es das natürlich, aber reagieren Sie dann nicht anders als in normalen Situationen: Begrüßen Sie es, streicheln Sie es kurz, lassen Sie es nah neben sich liegen, aber bemuttern Sie es nicht. Das ist nicht hartherzig, sondern sehr hilfreich für den ängstlichen Vierbeiner.

Besuchertrubel kann sogar nützlich sein

Wenn Sie Besuch haben, sollte sich das Haustier natürlich jederzeit in den ruhigen Raum zurückziehen können. Bitten Sie Ihre Gäste auch auf laute Tröten, Knallbonbons, Tischfeuerwerk etc. zu verzichten. Der Trubel durch die Gäste ist manchmal sogar hilfreich, denn meist läuft Musik und das Stimmengewirr und Lachen übertönt so manchen Krach von draußen. Klar, auch Besuchertrubel kann stressen, aber dieser Stress ist nicht ganz so schlimm wie die Knallerei. Wenn die Menschen nach draußen gehen und das Feuerwerk bestaunen, bleiben Sie beim Tier im Haus. Hat das Haustier normalerweise keinen Zutritt zum Schlafzimmer, möchte aber lieber bei Ihnen schlafen – dann drücken Sie in dieser Nacht ausnahmsweise mal ein Auge zu und lassen Sie Ihren pelzigen Freund in Ihrer beruhigenden Nähe schlummern. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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