Copyright: Marion Friedl

Gebäude stecken voller Geschichte und Geschichten. Nun gut, bei Neubauten hält sich dieser Schatz noch etwas in Grenzen, aber auch da kann man fündig werden. Es sind vor allem die alten Gebäude vom verlassenen Abrisshaus über die vergessene Holzbrücke bis hin zum prächtigen Schloss, die viel zu berichten und zu geben haben. Sie spielen damit eine wichtige Rolle in unserem Leben, denn am Kraftort Gebäude kann man so richtig gut abtauchen.

Wenn Gedanken auf Reisen gehen

Wer hat wohl mal in diesem kleinen, baufälligen Hexenhäusl gewohnt? Was hat sich einst in den Gemächern der Adeligen abgespielt? Was hat der Stuck in der Altbauwohnung schon alles gesehen und miterlebt? Wen hat die kleine Brücke anno dazumal verbunden? Und wer hat sich im Pavillon des Parks heimlich geküsst? Ganz automatisch gehen die Gedanken auf Reisen, denn es ist nun mal eine ganz normale Angwohnheit der Menschen: Sie stellen Fragen und suchen Antworten.

Tiere als Begleiter bei Ihrer Zeitreise

Nun können Sie natürlich die Nase in einen Reiseführer stecken und alles historisch korrekt erfahren. Aber warum muss man eigentlich immer alles ganz genau wissen? Es ist doch viel schöner, wenn man die Fantasie auf Zeitreisen schickt. Dann landet man im ganz persönlichen Film und Tiere können da übrigens aktiv mitwirken. Nichts zu sehen und dennoch spitzt der Hund neben Ihnen auf der Treppe zum Schloss die Ohren? Gut, es könnte an seinem super Gehör liegen – realistisch betrachtet. Aber wir wollen nicht realistisch sein. Hat sich da jemand im Gebüsch versteckt? War  nicht in der Ferne Kinderlachen zu hören? Raschelten Reifröcke im Vorübergehen? Da hilft nur eins: Augen zu und durch – mitten durch Ihren eigenen Film.

Wandeln Sie durch die Welt(en) der Katze

Gerade haben Sie es sich in dem romantischen Pavillon gemütlich gemacht und dann das: Sie sehen, wie sich in einiger Entfernung eine Katze vor dem Hauseingang niederlässt. Ja, es könnte sein, dass sie sich ausruht oder im Schatten abkühlt. Aber es könnte doch auch sein… Katzen haben viele Leben – vielleicht wartet sie ja auf jemanden aus einem früheren Leben. Ist das die Frau, die in der Küche kocht und die Mieze gleich herein ruft, um ihr einen Leckerbissen zu spendieren? Hat die Katze etwa ein Date mit einem hübschen Kater? Oder wartet sie auf ein Kind, das bald aus der Schule kommt und vielleicht Lust auf ein Spielchen hat? Und wieder rate ich Ihnen: Schließen Sie die Augen und wandeln Sie durch die Welt(en) dieser Katze.

Lassen Sie doch mal Bello eine Geschichte erzählen

Eine Brücke hat immer etwas Verbindendes und Helfendes. Sie hilft dabei Hürden zu bewältigen, von A nach B zu kommen und sie verbindet die Menschen au beiden Seiten der Brücke. Das war schon immer so und es hat sich nichts daran geändert. Nur dass Brücken heute oft anders aussehen. Früher rollten eben keine schweren Lastwagen üer Brücken, sondern Pferdefuhrwerke. Doch was hatten die geladen? Wohin wollten die Kutschen? Wer saß drin? Und waren es vielleicht gar keine Kutschen, sondern Pferde mit bewaffneten Reitern auf dem Rücken? Tja, Sie ahnen es schon: Augen zu und Privatfilm gucken. Bei einem Filmriss könnte der Hund weiter helfen: Scheint er an einer Stelle der Brücke innerlich angespannt oder gar unruhig zu werden? Wohin schweift sein Blick und in welche Richtung wittert die Nase? Was machen seine Ohren? Lassen Sie sich doch mal von Bello eine Geschichte erzählen…

Alte Geister und tierische Bewohner

Oft sind es auch alte, düstere Unterführungen oder verlassene Ruinen, die faszinieren. Fand in der Unterführung einmal ein Verbrechen statt? Hören Sie noch die Schreie um Hilfe? Wer hat in dem alten Fabrikgebäude gearbeitet? Ist jemand verunglückt und hat noch nicht den Weg ins Licht gefunden? Achtung jetzt kommt es wieder: Machen Sie die Augen zu, berühren Sie die Wände, atmen Sie die Gerüche ein, lauschen Sie nach Geräuschen und versuchen Sie etwas zu fühlen, wie etwa den kühlen Hauch eines Geistes auf Ihrer Haut. Es gruselt Sie nun ein wenig und Sie denken: Hätte ich doch mal einen Schamanen mitgenommen, der nun wüsste, was zu tun ist? Diese Einsicht kommt nun etwas spät, aber keine Sorge: Sie haben doch Ihren Hund dabei, der Sie zu den richtigen Ecken führt und notfalls ans Ende der Unterführung pinkelt, um etwaigen Geistern zu sagen: Unser Revier, nicht Deins. Außerdem: Es könnte sein, dass Sie genau in und bei diesen verlassenen Gebäuden nette Bewohner der Gegenwart finden: Schnecken, Vögel, Käfer, Mäuse und, und, und. Und alle haben Ihnen vielleicht etwas zu erzählen. Augen zu und zuhören, kann ich nur empfehlen. Wer weiß, welche Geschichten Sie da erfahren – und welche neuen Freunde Ihr Hund womöglich kennen lernt.

Wenn der Hund im Neubau Signale sendet

Selbst in Neubauten kann man Geschichten und ein wenig Neuzeit-Geschichte aufspüren. Wer hat hier gebaut? Für wen wurde gebaut? Woher stammen die Baustoffe und arbeiten sie vielleicht hörbar, weil sie sich noch nicht ganz wohl fühlen an ihrem neuen Heimatort? Wer könnte hier einziehen? Eine kleine, glückliche Familie? Ein Single, der etwas verschroben ist und gerne allein lebt? Mitarbeiter einer Firma? Eine kunterbunte Künstlerkolonie? Und sind die wirklich allein oder haben Sie Hund, Katze und Co. dabei? Wenn Sie die Augen schließen und Ihre Gedanken auf eine Zeitreise gehen, dann vermischt sich gerade bei Neubauten die jüngere Vergangenheit mit der Gegenwart und mit der Zukunft. Und wer weiß: Vielleicht fühlt sich Ihr Hund in diesem Neubau so wohl, dass er ein Nickerchen macht und Ihnen signalisiert: Du solltest Dich mal nach der Miethöhe erkundigen.

Gebäude sind Kraftorte und Orte der Fantasie zugleich

Nun fragen Sie sich natürlich: Warum schreibe ich vom Kraftort Gebäude und nicht nur vom Ort der Fantasie. Gebäude sind beides. Sobald Sie sich auf die Geschichte und die Geschichten einlassen, wird Ihre Fantasie angekurbelt. Sie erleben Neues und Altes und Sie saugen es auf. Sie erfüllen alte Gemäuer mit Ihrem fantasievollen Leben und ziehen selbst Inspiration und Kreativität heraus.

Sie sollten auch ein wenig hinterfragen: Warum haben Sie sich ausgerechnet diese Geschichte einfallen lassen und sie abgespielt wie einen Film? Vielleicht sind es Wunschträume, Sehnsüchte oder geheime Ziele, die Sie ansteuern wollen oder sollten. Gut möglich, dass Sie mit Ihrem Fantasie-Film eigene Ängste aufdecken und unliebsame Erlebnisse verarbeiten. Ebenso möglich ist, dass der Film Ihnen einen Weg weisen will: Schau, das ist geschehen und das kannst Du daraus machen – wenn Du Dich traust. Ihnen werden sozusagen die geschlossenen Augen geöffnet.

Nehmen Sie die Botschaften mit in Ihr reales Leben

Betrachten Sie all das als Gewinn und Geschenk und finden Sie heraus, wo Ihnen der Film Hinweise zur Orientierung bzw. Neuorientierung bietet. Vielleicht sind es ja  die Wände die Sie berührt haben oder sogar die gefühlten Botschaften eines früheren Bewohners, die Ihnen Mut, Zuversicht und Kraft verleihen oder Sie auch vor einer Gefahr warnen. Das, was Sie in Ihrem Film erlebt und gesehen haben, sollten Sie mit in Ihr reales Leben nehmen, es damit bereichern und es abrufen für die nächste Zeitreise, die zu Ihrem eigenen Ich führt, das tief in Ihnen ruht und vielleicht nur einen Input brauchte, um wachgekitzelt zu werden. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise an Ihrem Kraftort Gebäude!

Ach ja: Sehen Sie sich auch in der Umgebung des Gebäudes um, vielleicht finden Sie ja weitere Kraftorte, wie etwa eine erdende Wiese, einen schützenden Wald, erfrischendes Wasser, ein lebenspendendes Feld oder einen Park als Kraftort der Vielfalt. Und wenn der Kraftort Gebäude eine Almhütte ist, dann sind Sie zugleich mitten im Kraftort Berge. Text/Foto: Marion Friedl