Junge oder erwachsene Katze?
Copyright: Marion Friedl

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Wer sich dazu entschlossen hat, mit einer Katze durchs Leben zu gehen, der steht vielleicht auch vor der Frage, ob es eine junge oder erwachsene Katze sein soll. Um eine Antwort zu finden, sollte man sich selbst einige wichtige Fragen stellen:

 

 

 

  • Will ich ein quirliges Wirbelwind-Kätzchen oder soll es doch eine ruhigere erwachsene Katze sein?
  • Wie alt bin ich selbst und kann ich der Samtpfote ein Heim bis zum Ende ihrer Tage bieten?
  • Möchte ich einer älteren Katze noch eine Chance auf ein gutes Zuhause geben oder lieber erleben, wie ein kleines Katzenkind groß wird?
  • Habe ich Erfahrung, um mit der (vielleicht unbekannten) Vorgeschichte einer erwachsenen Katze gut umzugehen oder ist für mich eher ein nicht vorbelastetes Jungtier geeigneter?

Kleiner Wirbelwind oder ruhiges Tier?

Wer von Anfang an einen ruhigen, gemütlichen Partner auf vier Pfoten sucht, ist mit einer älteren Katze besser bedient. Ein Katzenkind lässt es schon mal krachen und tobt herum, entdeckt die nicht immer ungefährliche Welt und hat vielleicht noch die eine oder andere Flause im Kopf, bei der vielleicht eine Vase zu Bruch geht, eine Gardine aufgeschlitzt wird oder ein Happen vom Menschen-Teller verschwindet.

Ein Katzenwelpe ist natürlich besonders attraktiv, wenn Sie Kinder haben und diese live miterleben sollen, wie ein Katzenkind groß wird. Insbesondere für ältere Menschen kommt jedoch eher eine erwachsene Mieze in Frage, denn man sollte auch bedenken: Katzen können bis zu 18 Jahre und manche Methusalems auch älter werden. Und wer will schon, dass der Liebling eines Tages womöglich verwaist da sitzt, trauert und im Tierheim landet, weil der geliebte Mensch gestorben ist? Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder holt man sich eine betagtere Katze oder man regelt vorher mit der Familie, wer im Ernstfall das Tier übernimmt. Das bedeutet aber auch: Von Anfang an sollte die Katze auch zur eventuellen späteren Bezugsperson eine gute Bindung aufbauen. Häufige Begegnungen und Spiele oder auch mal eine Abgabe auf Zeit (z.B. zur Urlaubsbetreuung) können diese Bindung stärken.

Auf eine Vorgeschichte muss gut reagiert werden

Ältere Katzen stammen meist aus dem Tierheim oder werden von Privat abgegeben, weil der Besitzer gestorben ist, das Tier nicht ins Seniorenheim mitnehmen darf, eine Allergie aufgetreten ist oder sich die Lebensumstände geändert haben (z.B. Beruf, Umzug, Trennung). Wer sich für so ein Tier entscheidet, tut ein gutes Werk, denn bei der Vermittlung haben ältere Katzen meist schlechtere Karten als Jungtiere. Aber: Diese Katze braucht auch Zeit, Geduld und Verständnis. Sie hat ihr geliebtes Zuhause verloren und muss sich auf eine neue Person, neue Gepflogenheiten und eine neue Umgebung einstellen. Das ist nicht leicht – vor allem, wenn man dem bisherigen Besitzer und dem alten Zuhause nachtrauert. Meist befindet sich das neue Zuhause auch nicht in der Nähe des bisherigen Freigang-Reviers und damit verliert die Katze auch ihre tierisch guten Freunde. Erleichtern kann man der Katze die Umgewöhnung, wenn man möglichst viel erfährt und beibehält (z.B. Futtersorte, Lieblingsspielzeug etc.) und wenn man sie mit viel Abwechslung und interessanten Spielen vom Seelenschmerz ablenkt. Wichtig ist auch , dass Freigänger-Katzen auch weiterhin raus dürfen. Zwar sollte dies erst nach ein paar Wochen Eingewöhnung geschehen, aber sie sollte nicht ihre Freiheit gegen ein Wohnungsdasein eintauschen müssen.

Generell muss man bei einer Tierheim-Katze damit rechnen, dass man sich nicht nur ein Tier, sondern auch eine Vorgeschichte ins Haus holt. Frei Haus bekommt man da vielleicht auch ein Verhaltensproblem geliefert, wie etwa Kratzbürstigkeit, Stubenunreinheit oder Angst. Besonders groß ist dieses Risiko bei erwachsenen Tieren, die schon einiges erlebt haben – und oft weiß man nicht was, weil es ein Fundtier ist, über das kein Vorbesitzer Auskunft gibt. Aber auch bei Kitten kann man sich ein Sorgenkind einhandeln. Ausgesetzt, Muttertier verloren, Hunger oder Krankheit überstanden, schlecht behandelt worden – das kann bereits den Kleinsten passiert sein und das hat natürlich Folgen. Katzen können sich jedoch umstellen und durch angenehme Erfahrungen einige Minuspunkte wieder ablegen.

Umschulung oder Grunderziehung: Irgendwas ist immer

So manche erwachsene Katze muss noch mal eine Umschulung absolvieren, wenn sie ein neues Zuhause bekommt, denn der neue Besitzer tickt natürlich anders als der Vorbesitzer und auch der Tagesablauf und die Wohnsituation ist verändert. In die Grundschule hingegen müssen Katzenkinder gehen, denn sie müssen alles neu lernen. Das bedeutet in beiden Fällen: Der neue Besitzer muss ein Händchen für die Katzenerziehung haben. Allerdings ist es leichter, einem Katzenkind etwas beizubringen als gegen alte, verfestigte Verhaltensweisen mit einer Umerziehung vorzugehen. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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