Gift: Training kann Hundeleben retten
Copyright: Marion Friedl

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Nein, ich will hier nicht schreiben, was ich über Menschen denke, die Giftköder auslegen, an denen die Tiere elendig zugrunde gehen. Hundebesitzern möchte ich aber nicht nur den Rat geben: Augen auf beim Gassi gehen und Giftköder-Meldungen im Internet und in der Presse beachten. Wichtig ist vor allem das Training, damit der Hund nichts frisst, das er unterwegs findet. Dieses Training schützt vor Gift und kann das Hundeleben retten.

Am besten wird bereits im Welpenalter mit dem Training begonnen, damit der Hund von klein auf lernt: Was herum liegt, ist nicht für mich bestimmt. Aber auch bei älteren Hunden kann das Training erfolgreich sein und es sollte zur Vorbeugung unbedingt geübt werden.

So verschmäht der Hund Futterbrocken

Super ist es, wenn der Hund einen vermeintlichen Leckerbissen verschmäht. Hierfür legen Sie vor dem Gassi-Gehen auf der Spaziergangroute Brotstücke aus, die Sie mit Zitronensaft oder mit Alkohol getränkt haben. Saures und Alkohol werden von Hunden gemieden und in der Regel gar nicht erst angerührt. Nun gehen Sie mit dem Hund Gassi und wenn er am ersten Brotstück schnuppern will, sagen Sie streng „Nein“. Befolgt der Hund das Kommando nicht, dann hat er schon beim Anstupsen mit der Nase ein übles Geruchs- und Geschmackserlebnis – das ist Strafe genug. Sie können den Fehler also ignorieren und gemeinsam mit dem Hund den Weg fortsetzen. Dieser führt zum nächsten Brotstück und aller Erfahrung nach werden Sie merken: Der Hund nähert sich viel vorsichtiger dem Brotstück. Er wird einen langen Hals machen und von der Ferne schnuppern. Nimmt er den ekligen Geruch wahr, wird er das Brotstück liegen lassen. Sie loben den Hund und belohnen ihn mit einem guten Leckerli aus Ihrer Hand. So setzen Sie den Weg fort. Das Training wird täglich zwei mal absolviert. Nach einer Woche dürfte der Hund wissen: Nase weg von herum liegenden Futterbrocken.

Zusätzliche Tricks für das Ignorieren von Futter

Wenn Sie sicher gehen wollen, dass der Hund den Brocken nicht aufnimmt, können Sie Ihr strenges „Nein“ mit einem schnellen Schritt kombinieren. Dabei treten Sie auf das Brotstück und während Ihr Fuß auf dem Brot steht, belohnen Sie den Hund. Achtung: Hunde sind schnell, wenn sie sich eine Beute schnappen und weil Hunde schlingen, wird die Beute auch schnell herunter geschluckt. Üben Sie deshalb anfangs mit dem angeleinten Hund. So läuft der Hund direkt neben Ihnen und Sie können sehr schnell und direkt reagieren. Hat der Hund das Kommando verstanden und befolgt es eine Woche lang zuverlässig, können Sie das Training ohne Leine fortsetzen.

So spuckt der Hund aus, was er aufgenommen hat

Nun kann es passieren, dass der Hund schneller war als Sie und die Beute schon im Maul hat. Deshalb werden Sie nicht nur die bereits beschriebene Methode trainieren, sondern auch das Kommando „Aus“ – und das bedeutet: Spucke das aus, was Du in Deinem Maul hast. Das können Sie sehr gut zu Hause trainieren: Ob in der Wohnung oder im Garten – Sie sorgen (bitte unbeobachtet vom Hund) dafür, dass der Hund etwas Fressbares am Boden findet. Sobald der Hund das Fressbare aufnimmt, sagen Sie streng „Aus“ und nehmen ihm die Beute gleichzeitig (!) aus dem Maul. Sicher wird Ihr Hund eine ganze Weile brauchen, bis er verstanden hat, was Sie meinen. Aber eines Tages wird folgendes passieren: Der Hund nimmt den Futterbrocken auf, Sie rufen „Aus“ und er lässt den Brocken fallen ohne dass Sie in sein Maul greifen müssen. Das ist doch ein klarer Fall für Lob und Belohnung!

So frisst der Hund nur auf Kommando

Weil mehrere Wege nie schaden, können Sie zu Hause auch trainieren, dass der Hund nur auf Kommando frisst. Sie können dafür beispielsweise das Kommando „Jetzt“ wählen. Geübt wird bei der regulären Fütterung: Sie füllen Futter in den Napf. Will der Hund gierig an Ihnen vorbei an den Napf, hört er ein strenges „Nein“ und Sie weisen ihn an „Sitz“ zu machen. Wenn der Hund ruhig sitzt und wartet, sagen Sie „Jetzt“ und dann darf er alles im Napf auffressen und wird auch noch dafür gelobt. Klappt das nach einer Woche jedes Mal bei der Fütterung, satteln Sie Stufe Zwei drauf: Setzen Sie sich auf die Couch und legen Sie ein Leckerli auf Ihren Oberschenkel. Der Hund muss geduldig warten, bis Sie „Jetzt“ sagen und dann darf er sich das Leckerli vom Oberschenkel holen. Klappt auch das zuverlässig, liegt das Leckerli nicht mehr auf Ihrem Schenkel, sondern am Boden und es wird auf die gleiche Weise trainiert. Wenn das wieder eine Woche super funktioniert, dann wird nicht mehr im Haus geübt, sondern draußen und an verschiedenen Stellen. So lernt der Hund: Ich darf nur etwas aufnehmen, wenn es mir erlaubt wurde.

So nimmt der Hund nichts von Fremden an

Außerdem sollte der Hund immer nur von Ihnen gefüttert werden und nicht etwa von einem fremden Passanten oder von einem Besucher. Erklären Sie das dem Menschen, der Ihren Hund nur verwöhnen will. Wenn Sie ihm sagen, dass der Hund zu seinem eigenen Schutz nichts aufnehmen und nichts von Fremden annehmen darf, dann wird das Ihr Besucher auch verstehen und akzeptieren. Sollte es einmal zur Situation kommen, dass ein Besucher dem Hund das Leckerli anbietet und der Hund will an den Leckerbissen ran, stoppen Sie den Hund auf jeden Fall mit einem strengen „Nein“, lassen Sie ihn „Sitz“ machen und belohnen Sie ihn dann aus Ihrer eigenen Hand.

Auch ein Maulkorb mit Netz kann schützen

Diese Trainingslektionen sollten vorsichtshalber zur ganz normalen Hundeerziehung dazu gehören. Leider gibt es viel zu viele Hundehasser und da sollte man alles tun, was den Hund vor Gift und anderen Scheußlichkeiten schützen kann. Will das Training gar nicht klappen oder gibt es konkrete Meldungen, dass Giftköder gefunden wurden, dann sollten Sie dem Hund einen Maulkorb anlegen. Das ist zwar für den Hund sicher kein Vergnügen, aber der Maulkorb schützt sein Leben, weil er unterwegs nichts fressen kann und damit auch kein Gift oder keine mit Nägeln etc. präparierten Köder zu sich nimmt – das wäre noch viel schlimmer als das Tragen eines Maulkorbs. Der Maulkorb ist auch kein Dauerzustand, denn meist werden die Giftköder nur eine gewisse Zeit lang ausgelegt.

Futtersuchspiele sind für alle Zeiten tabu

Achtung! Beim Training sollten Sie unbedingt wissen: Wenn Sie dem Hund beibringen wollen, dass er nichts aufnimmt, die Beute wieder hergibt oder nur auf Kommando Dinge aufnimmt, dann dürfen Sie keinesfalls Futtersuchspiele mit ihm machen. Die entfallen leider für alle Zeiten, denn bei den Futtersuchspielen ist es ja Sinn und Zweck, dass der Hund sucht, findet und Beute macht. Und das ist genau das Gegenteil von dem Trainingsziel gegen Giftköder. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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