Geheimnisse im Schneckenhaus
Copyright: Marion Friedl

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Eine Schnecke müsste man sein – dann würde man das Haus quasi schon in die Wiege gelegt bekommen. Gehäuseschnecken sind nämlich schon bei der Geburt mit allem ausgerüstet, was ein Häuslebesitzer braucht. Und: Das Schneckenhaus wächst mit und so passen die eigenen vier Wände ein Leben lang perfekt.

Nun ja, das mit dem Wunsch nach dem Dasein einer Schnecke muss vielleicht etwas korrigiert werden: Als Weinbergschnecke landet man womöglich im Kochtopf, als Nacktschnecke hat man nicht immer die meisten Sympathiepunkte bei den Menschen und auch die hübschesten Gehäuseschnecken haben Fressfeinde. Dennoch: Praktisch ist die Sache mit dem Haus schon und die Schnecke trägt damit auch ein paar Geheimnisse mit sich herum.

Geheimnis Nummer 1: Grundsteinlegung im Ei 

Schon im Ei hat die Schnecke die Grundsubstanz ihrer Schale und sie kommt mit den ersten eineinhalb Windungen auf die Welt. Danach wächst das Haus mit und wenn die Schnecke geschlechtsreif ist, kann sie beim ersten Date gleich mal zeigen, wie sie so wohnt. Übrigens: Im Frühjahr geht es auf Brautschau und zwischen Juni und August legt die beglückte Schneckendame in einer selbst gebuddelten Erdhöhle etwa 80 Eier ab. Nach etwa 3 Wochen kommen dann kleine Schnecken zur Welt, die mit allem ausgestattet sind, was sie brauchen.

Geheimnis Nr. 2: Vom Mini-Haus zur Prunkvilla

Ans Tageslicht wagt sich der Nachwuchs mit ungefähr zehn bis 14 Tagen – natürlich mit Haus und das hat dann immerhin schon knapp 3 Millimeter Durchmesser. Ist die Schnecke erwachsen, dann ist sie sozusagen auch mit dem Hausbau fertig und so ein Schnekenhaus kann etwa 17 Millimeter hoch und 21 Millimeter breit werden. Manche Schnecken schaffen noch mehr und ein prachtvolles Haus ist es, wenn die seltene Prunkvilla etwa 28 Millimeter hoch und 32 Millimeter breit ist.

Geheimnis Nummer 3: Ein toller Baustoff

Auch der Baustoff kann sich sehen lassen: Er ist stabil, aber auch nicht zu schwer. Schließlich wird das Haus tagein, tagaus mitgetragen und wer will als Weichtier schon unter zu schwerer Last buckeln? Deshalb ist die Schale aus Kalk. Doch wie kommt der Kalk ins Haus? Immer fleißig futtern, denn der Kalk wird beim Fressen aufgenommen.

Geheimnis Nummer 4: Wasserschaden hat keine Chance

Schnecken tummeln sich beispielsweise am Meeresstrand, an Seeufern, im nassen Gras und müssen auch mal einen Regenschauer wegstecken. Kurz gesagt: Es kann auch mal nass werden. Aber deshalb feuchte Hauswände und klammes Gefühl im trauten Heim? Nicht mit den Schnecken, denn die tricksen ganz schön: Das Haus hat im vorderen Bereich der Unterseite die sogenannte Mundöffnung mitsamt Deckel. Der wird einfach zugeklappt und dann ist alles dicht. Diese Zugbrücke wird auch hochgeklappt, wenn die Winterstarre angesagt ist: Keine Chance für Nässe, Kälte, Schnee und Eis.

Geheimnis Nummer 5: Die Hütte ist leider kein Sicherheitstrakt

Leider hat die Hütte auf dem Rücken einen Schwachpunkt: Die Schnecke kann sich darin nicht absolut sicher fühlen, denn ein Hochsicherheitstrakt ist das Schneckenhaus nicht. Zwar kann sie den Kopf und den Po einziehen und in Deckung gehen, aber wenn es ein Feind ernst meint, dann kann ihr die Decke auf den Kopf fallen. Einige Vögel schnappen sich die Schnecke nicht, wenn sie gerade mal um die Häuser zieht, sondern wenn sie es sich in ihrem Haus gemütlich gemacht hat. Das gibt ein tödliches Erwachen, denn manche Vögel werfen das Schneckenhaus so lange an einen Stein, bis es bricht und die Schnecke obdachlos ist. In Acht nehmen muss sich die Schnecke auch vor dem Igel und der Spitzmaus, die gerne Schnecken fressen und selbst einige Larven und Käfer machen nicht Halt vor Schnecken. Frösche und Molche hingegen sind wählerischer: Sie machen sich vor allem an die Jungtiere ran. Es gibt sogar gefräßige Bösewichte unter den Schnecken, denn wenn eine räuberische Art ins Haus einbricht, dann ist im wahrsten Sinne des Wortes Feierabend. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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