Es gibt keine richtige oder falsche Trauer ums Tier

Copyright: Marion Friedl

Es ist unendlich schwer, den besten Freund für immer gehen zu lassen und die Trauer ums Tier tut weh. Da ist die Angst vor dem Verlust, beim Abschied quält der Schmerz und danach ist man gefangen in Trauer und Einsamkeit. Wie übersteht man die schweren Zeiten? Wie bewahrt man das Andenken an den geliebten Vierbeiner? Wie trauert man und wo bitte, geht es zurück ins Leben? Trauer kennt keine Regeln und jeder Mensch  ist froh über individuellen Beistand.

Wenn das geliebte Tier beispielsweise durch einen Unfall unerwartet stirbt, fehlt der Partner von einer Minute auf die andere. Dann stürmen alle Gefühle auf einmal ein und der Besitzer wird überfallartig in ein tiefes Loch gerissen. Bei einer Krankheit bleibt eine Zeit – und sei sie noch so kurz – für den Abschied, um den Vierbeiner auf dem letzen Weg zu begleiten und sich auf die Zeit ohne ihn vorzubereiten.

Eines aber bleibt immer: Leere und Trauer. Eine letzte Zeitspanne sollte für schöne Erlebnisse und Zweisamkeit genutzt werden, ohne die Trauer auf den Liebling zu übertragen. Je stärker er die Trauer und Angst fühlt, umso mehr wird er kämpfen und sich die letzten Tage schwerer machen als sie ohnehin sind. Er kann nicht los lassen, will bei seinem Menschen bleiben und weigert sich, den letzten Weg zu gehen. Der Mensch wiederum tut alles, um den Abschied hinaus zu zögern und das Leben zu verlängern. Auch der Zweibeiner braucht eben Zeit für seine Trauer ums Tier. Das darf aber keine Qual für das Tier sein. Manchmal kann der Tod tatsächlich Erlösung sein und es ist gut, auf den Rat des Tierarztes zu hören.

Der letzte Liebesdienst fällt schwer 

Wer seinen geliebten Freund verliert, sollte ihn nicht alleine gehen lassen. Die Nähe, das Streicheln, liebe Worte – das ist der letzte Liebesdienst von Herrchen oder Frauchen. Der letzte Atemzug und der letzte Weg fällt leichter, wenn der treue Gefährte gehalten wird, er die vertraute Hand spürt, den geliebten Menschen riecht und noch einmal die Worte hört, die er zum Beispiel vor dem Einschlafen hört: „Träum schön. Ich hab Dich lieb. Guter, braver Rocky.“ Diese Worte sind wie ein Signal, das ihm sagt: Jetzt darf ich einschlafen.

Welche Bestattung soll es sein?

Doch wie soll das Tier bestattet werden? Was kann ich mir leisten? Auch finanzielle Fragen sind legitim. Nicht jeder kann sich die Kosten für ein Grab leisten und die wenigsten haben das Geld, um aus der Asche einen Diamanten fertigen zu lassen. Wer das verstorbene Haustier in der Praxis lässt, damit er in die Tierkörperbeseitigungsanlage gebracht und dort durch Erhitzung zu Tiermehl oder Tierfett verarbeitet wird, fährt meist am günstigsten (z.B. ab 30 Euro für Katze, Hund). Im Krematorium gibt es eine Sammeleinäscherung (ca. 30 Euro für den Vogel, 45 Euro für den Nager, Katze 80 Euro, Hund je nach Größe ab 90 Euro). Wer diese Bestattungsart wählt, trauert nicht weniger als der Mensch, der eine Einzeleinäscherung (je nach Tierart ab ca. 70 bis ca. 350 Euro) wählt.

Eine Erdbestattung ist – wenn die Gemeinde es erlaubt – im eigenen Garten oder auf dem Tierfriedhof (ab ca. 350 Euro) möglich. Verboten ist es, Hund, Katze und Co. auf öffentlichem Grund, wie etwa im Wald, zu begraben. In Essen und Braubach (Rhein-Lahn-Kreis) gibt es Gemeinschaftsgräber für Mensch und Tier (ab ca. 1400 Euro). Es gibt zudem Seebestattungen (ab 300 Euro), die Anfertigung eines Diamanten (ab ca. 2000 Euro) oder die Dienste eines Tierpräparators zu unterschiedlichen Preisen.

Ein würdiges Andenken

Das Andenken sollte würdevoll sein. Eine Ecke mit Foto, Halsband, Spielzeug, Kerze und vielleicht einem Pfotenabdruck in Ton kann eine schöne Erinnerung sein. An diesem Platz kann man jederzeit eine Zwiesprache mit dem Vierbeiner halten und die Trauer ums Tier bewältigen.

Auch ein Grab auf dem Tierfriedhof oder im Garten kann gestaltet und beschriftet werden. Es ist ebenfalls ein symbolischer Treffpunkt nach dem Tod. Gleiches gilt für die Urne (ab 20 Euro) zu Hause oder im Grab. Bei einer Seebestattung weisen die Koordinaten den Weg zum Ort der Beisetzung. Eine Alternative zum Diamanten ist ein Amulett oder Schlüsselanhänger mit den Haaren des Lieblings (z.B. bei Da Wanda erhältlich).

Keine Trauer ums Tier und keine Träne ist falsch

Alles was Halt gibt, ist in der Trauer erlaubt. Der Alltag zwingt zum Weitermachen. Man kann Bücher über den Tod von Tieren lesen. Stille Zwiesprache, ein Trauertagebuch führen, Fotos ansehen und sich erinnern, mit der Familie oder einem Freund darüber sprechen – keine Art der Trauer und keine Träne ist falsch.

Manche Menschen vertrauen sich lieber einer neutralen Person an, wie etwa einem Tierheilpraktiker oder Tierpsychologen. Schamanen können zudem Kontakt zum verstorbenen Tier aufnehmen. Meist genügen für dieses Channeling ein Foto und wenige Informationen, damit sich der Schamane auf seine „Reise“ in die andere Welt begibt. Er wird dem Hund die Fragen des Besitzers stellen und die Antworten des Vierbeiners später Herrchen oder Frauchen mitteilen.

Gibt es das Regenbogenland?

Wer schon ein geliebtes Tier gehen lassen musste, kennt das: Eigentlich ist die Fellnase nicht mehr da, aber man spürt die Anwesenheit oder man fühlt sich beobachtet. Es gibt Menschen, die das Einbildung nennen. Doch es fehlt der Beweis – für das eine und für das andere. „Der Tod gehört zum Leben“, heißt es. Warum also sollte das gemeinsame Band reißen und wer weiß, was es zwischen Himmel und Erde gibt? Vielleicht sind es Gefühle über den Tod hinaus. Vielleicht besuchen uns die Seelen unserer tierisch guten Freunde – obwohl es Menschen gibt, die bestreiten, dass Tiere eine Seele haben. Tierbesitzer wissen es besser, nicht wahr?

Wenn wir schon dabei sind: Niemand kann beweisen, dass es das Regenbogenland nicht gibt. Ich meine aber: Es wäre doch nicht logisch, wenn man vom Kreislauf des Lebens spricht und dann alles im Nichts endet. Der Kreis würde sich dann nicht schließen. Er wäre unterbrochen. Also muss es etwas nach dem Tod geben – für Mensch und Tier. Und wenn es für unsere Gefährten das Regenbogenland ist, in dem sie kein Alter und keine Krankheit kennen, genug zu fressen haben, das Wetter schön ist und wo sie mit ihren Freunden spielen und auf uns warten, dann ist das genau der richtige Ort für unsere Lieblinge und ein Trost für Trauernde.

Und eines Tages ist es vielleicht so weit: Ein Wirbelwind erobert Ihr Herz. Egal, wann das ist – lassen Sie es zu, wenn Sie bereit dafür sind, denn wer weiß: Vielleicht wurde gerade dieser kleine Herzensbrecher zu Ihnen auf die Erde geschickt und er kann die Trauer ums Tier vertreiben. Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*