Ein schönes Leben für die behinderte Katze

katze-einauge-mfAuch eine behinderte Katze möchte gut leben und der Mensch kann ihr dieses Leben erleichtern und verschönern. Oft sind es kleine Dinge, die für mehr Lebensqualität sorgen. Fehlt einer Katze ein Auge, dann lernt die Katze schnell mit nur einem Auge zu sehen. Dennoch rate ich bei einäugigen Katzen ebenso wie bei allen anderen Behinderungen: Der Freigang sollte kontrolliert stattfinden. Ob Balkon oder Garten – Katzennetze sorgen für sicheren Freigang in der Nähe. Auch wenn ein Auge sehtüchtig ist: Geschwindigkeiten und Entfernungen können falsch eingeschätzt und auf der erblindeten Seite kann seitlich Herannahendes nicht wahrgenommen werden. Dann kann ein Sprung und das Überqueren einer Straße böse enden.

Ein paar Tipps für blinde Katzen

Ist die Katze völlig blind, braucht sie erst recht eine sichere Umgebung. Blinde Katzen nutzen ihre anderen Sinne. Vor allem in der gewohnten Umgebung halten sich die Probleme in Grenzen, wenn Möbel nicht umgestellt werden, denn die Katze prägt sich ein, wo ein Hindernis steht und wo sie ihre eigenen Sachen findet. Stets geöffnete Türen sollten weiterhin offen bleiben. Gefahren sollten Sie beseitigen, wie etwa Bodenvasen oder Putzmittelbehälter, die umfallen könnten. Scharfe Kanten und Ecken können Sie polstern. Decken Sie Herdplatten ab und sichern Sie gekippte Fenster und offene Türen. Beseitigen Sie Rutschgefahr auf Treppen mit z.B. Teppichfliesen und schließen Sie offene Treppenstufen (z.B. Spanplatten anbringen), damit die Katze nicht durch die Stufe rutschen kann. Behalten Sie einen geregelten Tagesablauf bei, denn die Katze richtet sich danach und weiß z.B. wann Sie sich wo aufhalten, welches Geräusch was bedeutet und wann es Futter gibt. Bedenken Sie stets: Eine blinde Katze braucht akustische Signale zur Orientierung, wie etwa Ihre Stimme oder ein Glöckchen. Ein Glöckchenball klingelt und die Katze folgt dem Geräusch. Spielen Sie auf freien Flächen, damit sich die Katze nicht stoßen kann. Blinde Katzen nutzen auch Ihre Tastsinne: Geben Sie ihr Zeit mit der Pfote etwas zu erkunden oder Abstände mit den Sinushaaren abzumessen.

Taube Ohren werden durch Augen und Nase ersetzt

Taube Katzen nutzen vor allem die Augen, aber gefährliche Geräusche (z.B. von einem herannahenden Auto) werden nicht gehört. Deshalb ist auch für taube Katzen der sichere Freigang besser. Denken Sie daran: Ihre Katze hört den Staubsauger, die Türglocke, einen herunterfallenden Gegenstand und Ihre Kommandos nicht. Machen Sie sich durch Bewegungen bemerkbar und üben Sie mit der Katze Sichtzeichen ein. Der erhobene Zeigefinger kann ein Signal sein für Gefahr und das Kommando stehen bleiben. Das Heranwinken kann der Katze sagen, ich soll zu Frauchen kommen. Bei den Spielen bleibt die Auswahl groß, denn die Katze sieht das Federspiel, riecht die Käsebeute und hat kein Problem mit Tunnel, Sprüngen und Kletterkünsten. Der Geruchssinn verrät ihr auch, wenn die Futterdose geöffnet wird.

Taub und blind? Zeit für eine Welt der Düfte

Fallen Augen und Ohren aus, wird es sehr viel kniffliger. Die Katze kann sich dann nur noch auf ihren Tastsinn, ihren Geruchssinn und den Geschmackssinn verlassen. Letzterer spielt vor allem in Kombination mit der Nase eine Rolle, um Fressbares und Ungenießbares zu unterscheiden. Die Käsebeute am Spielzeug kann nur noch erschnuppert werden. Glöckchenball und Federspiel werden nicht wahrgenommen. Manche Katzen tasten und schnuppern sich gut durch die Wohnung und hinaus zum gesicherten Freisitz und den anregenden Düften der kleinen Freiheit. Treppen aber bereiten oft Probleme – also sollte die Katze ein ebenerdiges Zuhause haben oder auf Treppen getragen werden. Abwechslung bringen vor allem Düfte (z.B. Catnip-Spielzeug, ein frisch duftender Baumstamm, ein ungewohnt riechender Obstkarton, Leckerlispur im Tunnel). Saure Zitrusdüfte können Katzen von Stellen fernhalten. Ein Lieblingsduft der Katze (z.B. Baldrian) kann den Weg zum Katzenklo weisen. Aber: Ohne Augen und Ohren nimmt die Katze nicht wahr, was der Mensch sagt oder tut. Sie müssen also aufpassen, dass Sie Ihre Katze nicht übersehen bzw. überhören.

Bei Körperbehinderung geht alles im eigenen Tempo

Körperbehinderungen können auch den Verdauungstrakt und die Blase lähmen. Sollte das der Fall sein, muss mit dem Tierarzt abgewogen werden, ob dieses Leben noch Qualität hat. Sind aber nur die Gliedmaßen betroffen, kann ein Katzenleben z.B. mit einer amputierten oder gelähmten Pfote lebenswert sein. Dafür sorgt die Katze meist selbst – sie braucht nur Zeit dazu. Sie klettert nicht mehr so hoch, aber sie zieht sich hinauf auf die Beobachtungsplattform des Kratzbaums. Sie schleift eine Pfote über den Boden, aber sie erreicht ihre Schlafhöhle. Sie nutzt die intakten Pfoten und die Zähne, um die Spielzeugbeute zu erwischen. Gespielt wird langsamer und nah bei der Katze. Selbst Treppen versuchen behinderte Katzen oft zu meistern, aber Sie dürfen gerne Lift spielen. Wählen Sie auch ein Katzenklo mit flachem Einstieg. Was Sie aber nicht tun sollten: Ihre Katze vor allem und jedem zu schützen, ihr dauernd zu helfen. Lassen Sie Ihre Katze selber etwas ausprobieren und haben Sie Geduld. Ihre Katze macht das in ihrem eigenen Tempo und Bewegungsablauf, sie bricht auch mal ab und versucht es später erneut.

Geistige Behinderung erfordert genaues Beobachten

Geistige Behinderungen kommen bei Katzen ebenfalls vor. Auch hier gilt: Zeit lassen, leichte Dinge spielen, Gefahren beseitigen, sicherer Freilauf, selbstständiges Agieren fördern, Rücksicht nehmen und darauf achten, was die Katze tut und wo sie ist. Geistige Behinderung kann sich auch auf die Kommunikation auswirken: Verlassen Sie sich nicht mehr darauf, dass Ihre Katze z.B. korrekt faucht und miaut. Es kann zu Missverständnissen kommen, aber nehmen Sie ihr das nicht krumm, sondern achten Sie auf Körpersignale, die sich in bestimmten Situationen wiederholen, um heraus zu finden, wonach Ihrer Katze gerade ist. Oft fällt es schwer zu beurteilen, ob die geistig behinderte Katze krank ist: Planen Sie deshalb regelmäßige Tierarztbesuche ein.

Besuch ist eine große Herausforderung für die behinderte Katze

Egal, welche Behinderung: Besuch ist immer eine große Herausforderung für das Tier. Entweder informieren Sie Ihre Besucher vorher über Besonderheiten und geben eine kleine Einweisung. Oder Sie bieten Ihrer Katze eine Rückzugsmöglichkeit (z.B. den Nebenraum mit geöffneter Tür) an. Dieser Rückzugsort ist dann für Besucher tabu, damit die Katze ihre Ruhe hat und sich nach ihren Möglichkeiten fortbewegen kann, ohne z.B. zwischen unachtsame Beine zu geraten. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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One thought on “Ein schönes Leben für die behinderte Katze

  1. Guten abend,
    drei tage war meine katze vermisst, tauchte sie vorm haus auf und miaute. Brachte sie zum tiersrzt als ich sah das ein auge und fuss verletzt waren. Ich habs nich fertiggebracht sie einzuschlafern, stand auch unter schock. Der arzt konnte sie rette. Leider musste er auge und fuss enfernen. Heute am 3 tag mache ich mir grosse Vorwürfe sie nicht eingeschläfert zu haben. Welches leben wird sie haben, wird es lebenswert sei, frag ich mich nun ganze Zeit?

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