Die Katze bestrafen muss manchmal sein
Copyright: Marion Friedl

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Der erste Weg zur braven Katze führt natürlich über Lob, positive Bestärkung und gute Erfahrungen. Doch manchmal ist man einfach am Ende mit dem Katzenlatein und dann droht auch mal ein negatives Erlebnis oder eine Strafe für Mieze. Doch wann und wie sollte man eine ungehorsame Katze bestrafen? Das ist eine Gewissensfrage, die wir hier klären wollen.

Königsweg: Lob und Belohnung

Bleiben wir aber zunächst mal bei der angenehmen Erziehungsmethode, denn die sollte stets Vorrang haben. Lob und Belohnung (z.B. Leckerli, Spiel, Streicheln) sind positive Anreize für die Katze, sich so zu verhalten, wie es der Mensch von ihr verlangt. Lässt sich die Katze zum Beispiel vom unerwünschten Sprung auf den Tisch mit einem „Nein“ abhalten, dann wird sie sofort gelobt und belohnt. Das ist ein wichtiges Richtmaß für die Samtpfote, denn passiert dies öfter, versteht sie, was der Mensch von ihr will und sie merkt: Brav sein lohnt sich, denn nur wenn ich gehorsam bin, bekomme ich mein Lob und meine Belohnung.

Gute Erfahrungen helfen bei Ängsten

Ängsten begegnet man mit guten Erfahrungen: Ist die Katze sehr schreckhaft, wenn etwas scheppert, kann dies mit Zeit und Geduld abtrainiert werden. Besteck klappert leise in einer Plastikbox und natürlich darf die Katze das Klapperbesteck beschnuppern und betasten, denn Neugier kann auch Angst besiegen. Vor allem, wenn nichts Negatives passiert, sondern in der Box ein Leckerli auf den Entdecker wartet. Nach und nach werden Sie die Klappergeräusche im Abstand von ein paar Tagen verstärken und stets darauf achten, dass die Katze sich nicht fürchtet und nur angenehme Erfahrungen macht. Ist die Box kein Angstmacher mehr, lassen Sie einen Löffel fallen. Erst auf den Teppich, dann auf den Tisch, dann aufs Parkett – immer im Abstand von mehreren Tagen und stets purzelt auch ein Leckerli herunter.

Sturköpfe dürfen auch mal schlechte Erfahrungen machen

Doch manchmal sind Katzen einfach stur. Sie wollen Unarten einfach nicht ablegen und turnen zum Beispiel weiterhin quietschvergnügt am Vorhang herum. Nun können Sie eine negative Erfahrung als Strafe einsetzen. Das Gute dabei: Die Katze kann Ihnen die Bestrafung nicht zuordnen und ist Ihnen deshalb auch nicht beleidigt. Sie werden den Vorhang lose über die Gardinenstange hängen und wenn der Akrobat loslegen will, geht das leider schief: Der Vorhang fällt und die Katze wird dumm aus der Wäsche gucken. Womöglich ist der Vorhang auch noch auf die Mieze gefallen – was für ein Schreck. So lernt das Turntalent, dass man die Pfoten von diesem gefährlichen Turngerät lässt. Eine negative Erfahrung mit Lerneffekt, ohne dass die Katze Schaden nimmt.

Manchmal führt die Mischung zum Erfolg

Sie können auch gute und negative Erfahrungen kombinieren, ohne dass die Katze Ihnen diese Strategie ankreiden kann. Der Stubentiger pinkelt lieber auf den Teppich als ins Klo? Dann werden Sie mit Düften tricksen: Saurer Zitusgeruch stört sensible Katzennasen und kommt auf den Teppich, damit Mieze keine Lust mehr hat, auf diese Stelle zu pinkeln. Angenehmen Duft (z.B. Katzenminze, Rose) werden Sie als Anreiz im Katzenklo verbreiten. Das lockt den Stubentiger aufs richtige stille Örtchen.

Die Katze bestrafen ja, aber es gibt Tabus

In hartnäckigen Fällen hilft aber nur tatsächliche Strafe. Der beste Weg ist dabei, wenn die Katze nicht merkt, dass die Strafe direkt von Ihnen kommt. Das könnte sie ihnen krumm nehmen und das wiederum kann das soziale Band zwischen Ihnen und Ihrem Liebling stören. Bei der Strafe gibt es zwei Wege: Die akustische und die spürbare Strafe. Bei der spürbaren Zurechtweisung ist keinesfalls Gewalt gemeint, denn Schläge mit der Hand oder der Zeitung sind ebenso tabu wie das Bewerfen der Katze mit Gegenständen oder die in den Urin getunkte Nase. All das kann die Katze Ihnen zurodnen und es erniedrigt, ängstigt und kann Aggressionen schüren.

Bestrafung mit Geräuschen und Wasser

Die akustische Strafe ist einfach: Sie können versteckt mit dem Schlüsselbund klappern oder aus heiterem Himmel landen klappernde Klangschellen (Trainings Disks) vor den Pfoten, um Mieze auszubremsen, bevor sie auf den  Herd springt und sich eines Tages womöglich die Pfoten verbrennt. Bitte niemals das Tier treffen!

Auch ein Wasserstrahl aus der Sprühflasche kann Wunder wirken: Minka will sich mal wieder an einer Pflanze knabbern? Das kann gefährlich sein, denn manche  Pflanzenschönheit sind giftig. Im Vergleich dazu ist eine nasse Strafe harmlos und vertretbar, denn sie schützt die Katze und führt zu einem langfristigen Lerneffekt: Kaum pirscht sich die Fellnase an die Pflanze an, trifft ein Wasserstrahl das Katzenfell. Das ist nicht schön und weil Mieze nicht zuordnen kann, woher das nasse Übel kam, ist der Effekt umso größer. Passiert das jedes Mal, wenn sie sich der Pflanze nähert, aber niemals wenn sie abdreht oder sich fern hält, dann lernt die Katze: Halte ich mich fern, passiert nichts und das ist angenehm. Nur wenn ich mich der Pflanze nähere, wird es unangenehm nass. Die Folge: Auch Katzen mögen  angenehmer Erfahrungen und deshalb wird der Nachhilfeschüler die Pflanze meiden.

Goldene Tipps: Konsequenz und der richtige Zeitpunkt

Für die Erziehung gibt es noch zwei goldene Tipps: Gute Erziehung funktioniert nur mit Konsequenz. Darf die Katze nicht ins Menschenbett, dann darf sie das niemals und bei niemandem von der Familie. Ausnahmen können Katzen nicht begreifen und führen nur zur fälschlichen Annahme, dass sich die Regeln scheinbar geändert haben. Zweiter Tipp: Bestrafen Sie die Katze nur in dem Moment des Fehlverhaltens. Eine nachträgliche Bestrafung bringt gar nichts, denn das Donnerwetter beim Anblick einer Pinkelpfütze kann die Katze nicht mehr der Missetat zurodnen, die womöglich passiert ist lange bevor Sie nach Hause gekommen sind. Dass die Katze bei der Schelte scheinbar schuldbewusst das Weite sucht, hat nur einen Grund – die Katze denkt sich: Keine Ahnung, warum sich der Mensch aufregt, aber schlechte Laune ist nicht gut – ich verdrücke mich lieber. Fazit: Ob, wann und wie man die Katze bestrafen will, sollte also gut überlegt sein. Text/Foto: Marion Friedl

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Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

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