Der Tausendfüßler hat viele Geheimnisse

Copyright: Gerald Förtsch

Der Tausendfüßler ist entweder ein kleiner Schummler oder es wurde ihm mächtig was angedichtet. Tausend Beine – das ist beachtlich! Doch in Wahrheit hat der Tausendfüßler gar nicht so viele Beine. Bislang hat man maximal 750 gezählt – und das ist auch eine ganze Menge.

Ein Stammbaum mit tausenden Verwandten

Überhaupt scheint dieser Gliederfüßer ganz gerne dick aufzutragen und zu verwirren. Hat er nun Augen oder nicht? Wieviele Maulwerkzeuge hat er wirklich? Ist er nun Vegetarier oder doch ein Fleischfresser? Er gibt gerne Rätsel auf. Und wenn man einem Geheimnis auf der Spur ist, dann kann er locker mit der Finger – pardon mit einem Bein – auf einen anderen Artgenossen zeigen. Es gibt nämlich auch noch Hundertfüßer, Wenigfüßer, Zwergfüßer und Doppelfüßer und insgesamt bringen es diese Tiere auf rund 10.000 Arten. Allein bei den Hundertfüßern kann man etwa 3.000 Arten unterscheiden. Verwandt sind alle Arten miteinander – das ist doch mal ein Stammbaum, oder?

Verwirrspiel um Antennen, Augen und Kauwerkzeugen

Doch ein wenig Licht hat die Forschung schon in dieses Arten-Verwirrspiel gebracht. Laut Wikipedia weiß man, dass die Hundertfüßer Fleisch fressen. Die Hundertfüßer und Doppelfüßer haben Augen, aber die Wenig- und Zwergfüßer haben keine Augen. Der Tausendfüßler hat zwei Antennen auf dem Kopf, aber bei den Mundwerkzeugen legt er sich anscheinend nicht gerne auf eine Anzahl fest: Da sind es mal zwei oder auch drei. Die meisten Arten haben eine Oberlippe mit Zähnchen und danch folgen dann mal mehr und mal weniger Kaumuskeln. Immerhin: Eines haben sie alle gemeinsam: Sie leben an Land. Das ist ja schon mal was.

Die einen schlüpfen komplett fertig, die anderen legen später nach

Apropos festlegen: Schon bei der Geburt geht diese Geheimniskrämerei los. Mal schlüpfen die Tausendfüßler komplett fertig aus dem Ei und haben schon exakt die Anzahl von Beinen, die sie durchs Leben tragen werden. Andere wiederum sparen sich beim Schlupf ein paar beine und legen erst im Laufe der Entwicklung zu. Ähnlich ist das mit den Gliedern ihres langen Körpers. Mal sind alle Gliederabschnitte vorhanden und mal kommen im Laufe der Zeit bei den Häutungen Gliederteile dazu.

Tausend Füße hat noch kein Tausendfüßler geschafft

Die Beine sitzen auch nicht an einer festen Stelle: Je nach Art können die Beine seitlich am Körper oder auch auf der Bauchseite angewachsen sein. Und um noch mal auf die Anzahl der Beine zu sprechen zu kommen: Die variiert je nach Art zwischen 8 und 380 Beinpaaren. Den Po und den Kopf hält man gerne beinfrei. Räuberische Arten -also die Fleischfresser – haben übrigens Giftklauen an den Vorderbeinen.

Bescheidene Vegetarier im Terrarium

Sieht man mal von den fleischfressenden Hundertfüßern ab, sind Tausendfüßler Vegetarier und sogar als Terrarientiere ziemlich bescheiden: Heizung – wozu? Licht – ja, wäre nett, aber es muss keine teure Spezialleuchte fürs Terrarium sein. Lebendfutter – nein danke, aber es darf ein wenig Abwechslung im Bodensubstrat sein: Verrottetes Laub, weiß faulendes Holz und als Dessert mal ein Früchtchen. Das ist ein Menü, das Tausendfüßlern schmeckt.

Manchmal rücken sie den Zweibeinern arg auf die Pelle

Tausendfüßler gibt es in den Tropen, aber auch hierzulande. Mal sind sie braun, mal schwarz, mal haben sie orangefarbene Beine, mal eine rote Unterseite – auch beim Outfit setzt der Tausendfüßler auf Vielfalt. Manchmal schlagen die Tiere auch über die Stränge und werden zu richtigen Plagen. Laut Wikipedia hat es in Obereichstätt (Bayern) eine derartige Vermehrung von Tausendfüßlern gegeben, dass die Zweibeiner eine 200 Meter lange und 30 Zentimeter hohe Wand am Ortsrand aufgestellt haben, um sich vor den Tieren der Art Doppelfüßer zu schützen. Im österreichischen Röns (Vorarlberg) geht es ihnen allerdings an den Kragen, weil man sie aktiv bekämpft.

Wer weiß, ob das schon alle Geheimnisse waren

Alles in allem ist der Tausendfüßler ein echtes Wunder der Natur – und wahrscheinlich hält er noch ein paar Überraschungen bereit. Man darf also gespannt sein, ob der Kerl noch ein paar Geheimnisse ausplaudert. Vielleicht muss man da einfach nur Geduld und Zeit haben, um noch mehr über diese Wunderwesen zu erfahren. Text: Marion Friedl / Foto: Gerald Förtsch

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*