Das ist mehr als Erholung: Waldbaden mit Hund
Copyright: Marion Friedl

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Ah, das tut gut! Ein Bad im Wald nehmen. Nein, dazu muss man nicht die Badewanne in den Wald eseln oder den Doggy-Pool unter den Baumkronen aufstellen. Der Wald ist das Wohlfühl-Plantschbecken. Heute ist der Tag des Baumes und da kann man schon mal den neuen Trend Waldbaden genauer ansehen. Übrigens: Das Waldbaden kommt aus Japan und dort sowie in Korea wird das Waldbaden sogar ärztlich verordnet. Was sagt man dazu?

Bäume sind tierisch gute Zufluchtsorte und starke Zeitzeugen

Während der Hund den Baum brav düngt oder sich in seinem Schatten ausruht, erobert die Katze ihn als Kletterkünstler und schärft sich auch mal die Krallen am Baumstamm. Außerdem sind die Bäume ein gefragter Wohnraum für Vögel, Eichhörnchen und Insekten. Auch für Schamanen haben Bäume eine große Bedeutung und Anziehungskraft. Das alles muss doch einen Grund haben. Ja, den hat es: Bäume sind schützende Zufluchtorte, sie erden und stärken und besonders alte Bäume können von lang vergangenen Zeiten erzählen. Manchmal haben sie Dinge erlebt, als wir noch gar nicht geboren waren. Bäume sind mächtige und weise Zeitzeugen, die Stürmen und Unwettern oder sogar dem Krieg getrotzt haben, die Knabberlust von Reh und Hirsch weggesteckt haben und auch mal eine verliebte Herzschnitzerei in ihrer Rinde überstanden haben.

Wittern wie ein Hund: Wohltat für Körper, Geist und Seele

Klar, solche Bäume findet man in Parks, Gärten und auf Obstwiesen. Aber man findet sie auch im Wald. Und dort können sie – dank ihrer großen Anzahl – auch der Gesundheit Gutes tun. Statt Sauna oder Vollbad mit Fichtennadelduft, wird direkt im würzigen, frischen Duft der Waldbäume gebadet. Das kostet nichts und tut einfach gut. Beobachten Sie doch mal die witternde Nase Ihres Hundes im Wald: Bei ihm geht die Welt durch die Nase und er tankt eine tüchtige Portion gesunde Waldluft, die den Atemwegen und der Lunge gut tut, den Geist erfrischt, die Gedanken klärt und die Seele aufmuntert und stärkt. Machen Sie es einfach Ihrem Hund nach: Setzen Sie sich auf den Waldboden und strecken Sie Ihre schnuppernde Nase in die Waldluft. Konzentrieren Sie sich auf die Gerüche, die Sie um sich herum wahrnehmen und die Ihnen vom Wind zugetragen werden. Ein gutes Training für das menschliche Riechorgan und eine Wohltat für Körper, Geist und Seele.

Bewusstes Gehen und Hören entschleunigt und entstresst

Für ein Waldbad sollte man sich schon Zeit nehmen. Warum durch diese Frische- und Ruhe-Oase hetzen? Verbummeln Sie die Zeit doch einfach, entschleunigen und entstressen Sie. Das tut Ihrem Blutdruck gut und beruhigt auch so manchen nervösen, unruhigen Herzschlag. Spazieren Sie langsam durch den Wald, entdecken Sie mit den Augen abstrakte Wurzeln, geheimnisvolle Senken, emsig arbeitende Ameisen, schlangenförmiges Altholz und auflockernde Farbtupfer, wie etwa die rote Walderdbeere, ein blaues Leberblümchen oder weiße Anemonen. Lauschen Sie der Sprache des Waldes: Da zwitschern Vögel, ein Specht klopft den Rhythmus dazu, Blätter und Äste rauschen, irgendwo raschelt eine Maus am Boden herum – okay, und die Pfoten Ihres Hundes buddeln vielleicht gerade etwas aus der Erde.

Kraft, Schutz und Freiheit tanken

Während Ihr Hund mit seiner Buddel-Entdeckung beschäftigt ist, können Sie Kraft tanken. Setzen Sie sich auf den Boden und lehnen Sie sich an den stützenden Stamm eines dicken Baumes an. Er ist ein Freund, der nicht ausweicht und nicht nachgibt, sondern fest zu Ihnen steht. Er bleibt auch standfest, wenn Sie ihn  umarmen und irgendwie spüren Sie dabei den Schutz und die behütende Nähe des Baums. Er ist ein echter Freund, der Halt gibt, tröstet und mit Ihnen genießt. Legen Sie sich zwischen eine Baumgruppe und blicken Sie empor zum Himmel – in diese herrliche Weite, die befreit und Last von Ihnen nimmt. Wer weiß, vielleicht nutzt ja auch Ihr Vierbeiner die Tankpause, um es Ihnen nachzumachen.

Mit jedem Stein eine Sorge loswerden

Sammeln Sie im Wald kleine Äste oder Steine – für jede Sorge von Ihnen ein Ast oder Stein. Auch Ihr Hund darf mitsuchen. Wählen Sie dann einen Platz, der Ihnen gefällt – es kann eine schattiger Dickicht, eine sonnendurchflutete Lichtung oder ein kühler Bachlauf sein: Ganz wie Sie wollen. Dort legen Sie bewusst die Äste und Steine ab, die symbolisch für Ihre Sorgen, Ängste und Traurigkeiten stehen. Geben Sie die Steine und Äste dem Wald zurück und beim Ablegen jedes einzelnen Steins oder Astes denken Sie intensiv daran, welche negative Stimmung Sie mit dem Objekt verbinden. Lassen Sie diesen negativen Einfluss mitsamt Stein oder Ast im Wald zurück. Sie sind innerlich befreit von den Belastungen und die reinigende Wirkung der Waldluft und die Witterungseinflüsse werden das Negative beseitigen. Äste oder Steine, die Ihr Hund entdeckt hat, darf er natürlich gerne mit der Nase oder der Pfote wegschubsen.

Äste für die Fröhlichkeit: Powerspiel für Hund und Mensch

Schön, wenn Sie bei Ihrem Waldbad nicht nur Dinge gesammelt haben, die für Negatives stehen. Für schöne Momente können Sie zum Beispiel Tannenzapfen sammeln oder ebenfalls Äste, die Ihnen aber besonders gut gefallen haben. Nehmen Sie diese mit in Ihr Zuhause – sozusagen als Gedächtnisstütze, um sich beim Anblick an das Schöne und Positive zu erinnern. Ein Ast, der besonders intensiv für Freude und Fröhlichkeit steht, wird als Spielzeug genutzt, denn Spiel ist Freude und Fröhlichkeit. Genießen Sie das Spiel mit Ihrem Vierbeiner: Werfen und apportieren ist angesagt – powern Sie sich so richtig aus und lassen Sie sich bei einem Waldlauf auch mal den Stock abjagen.

Achtsamkeitstraining und ein Wolkengang für Füße und Pfoten

Wissen Sie eigentlich, welcher Körperteil tagein, tagaus besonders viel aushalten muss? Es sind unsere Füße: Sie tragen das gesamte Gewicht unseres Körpers, werden in Schuhe und Socken gezwängt und sie tragen uns von A nach B. Nicht selten lastet auch Kummer oder eine Erkrankung auf ihnen. Es ist wirklich mal Zeit für eine Befreiungsaktion, finden Sie nicht auch? Ihr Hund macht es Ihnen vor, wie das geht: Er läuft barfuß – oder besser gesagt barpfotig – durch die Welt. Tun Sie es ihm gleich und laufen Sie mit nackten Füßen über das weiche Moos und stellen Sie sich vor, es wären Wolken, auf denen Sie wandeln. Balancieren Sie mit Ihrem Hund auf einem breiten Baumstamm, begegnen Sie sich, weichen Sie sich aus, achten Sie aufeinander, damit niemand herunter purzelt.

Eine Hund-Mensch-Siesta für die innere Balance

Und am Ende des Waldbades gibt es natürlich eine Belohnung: Ein Picknick mit Hund auf der Lichtung oder mitten im Wald – genau da, wo es Ihnen gefällt. Und nach der kleinen Open Air-Mahlzeit wird gemeinsam eine kleine meditative Siesta gehalten. Legen Sie sich zu Ihrem Hund, berühren Sie ihn und passen Sie sich gegenseitg einer ruhigen, tiefen Atmung an, die einem gemeinsamen Rhythmus folgt. Blicken Sie in sich hinein, hinterfragen Sie Erlebtes, begeben Sie sich auf einen inneren Reiseweg, der Sie zu Ihrem ganz persönlichen Ziel, Ihren Wünschen, Sehnsüchten, Zukunftsplänen und Träumen führt. Nehmen Sie den inneren Frieden auf und finden Sie zur inneren Balance. Stärken Sie Ihren Mut, verbannen Sie Ängste und tanken Sie Zuversicht und Wohlbefinden.

Nun haben Sie Ihr Waldbad beendet und es wird im Alltag nachwirken. Wenn die Wirkung nachlässt, kann es jederzeit wieder aufgefrischt werden. Gratis, mit Genuss und natürlich auch gemeinsam mit Ihrem Vierbeiner. Text/Foto: Marion Friedl

About

Ich heiße Marion Friedl und bin Tierpsychologin und Journalistin. Mehr Infos gibt es übrigens auf der Seite: Über mich.

1 comment Categories: Das tut uns gut, Hunde Schlagwörter:

One thought on “Das ist mehr als Erholung: Waldbaden mit Hund

  1. Waldbaden 😀 der Begriff hat mein Interesse geweckt. Ich denke, ich werde das Wort in Zukunft auch verwenden ^^. Waldspaziergänge sind etwas wundervolles. Nirgendwo lieber gehe ich mit unseren Hunden spazieren. Am Liebsten setze ich mich an einer Lichtung auf den Boden und genieße mit geschlossenen Augen den Vogelgesang … oder beobachte Wolken. Unsere Hunde legen sich auch sehr gerne dazu und genießen den Aufenthalt im Wald … jedoch lasse ich unsere Hunde im Wald nicht spielen. Ich finde es nicht richtig, wenn meine Hunde Wildtiere aufschäuchen. Leber beobachte ich ein Reh beim grasen als dass es panisch davon läuft, weil meine Hunde im Wald herum rennen. Aber in kleineren Wäldern, in denen kaum Wild lebt, ist das sicher ok.

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